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Zwangskehrung letztes Mittel

Schornsteinfegerbezirke im Kreis Herford werden neu eingeteilt

Kreis Herford (bex). Zum Jahresende sind sie als Glücksboten gefragt. Ansonsten haben sie mit so manchem Kunden und der drohenden Abschaffung des Kehrmonopols so ihre Probleme. Gelegentlich stehen sogar »Zwangskehrungen« an. Zu Jahresbeginn werden die 26 Kehrbezirke im Kreis neu eingeteilt.

Alle fünf Jahre, erklärt Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans-Walter Hartogs, werden die Bezirke neu eingeteilt. So werde sicher gestellt, dass alle amtlich bestellten Schornsteinfeger das gleiche Auskommen haben. Da deshalb jetzt ein Kehrbezirk im Bielefelder Norden wegfällt und zum Teil von Herforder Kollegen übernommen wird, ändern sich die Zuschnitte von 24 der 26 Bezirke im Kreis. »Die Haushalte, die von den Änderungen betroffen sind, werden von den Bezirksschornsteinfegermeistern benachrichtigt«, sagt Dirk Eimertenbrink, Vorstandsmitglied der Schornsteinfeger-Innung.
Doch so manchem Hauseigentümer ist es ziemlich egal, welcher Schornsteinfeger an seiner Haustür klingelt. Sie halten die Heizungs- und Kaminkontrolle per se für einen Schuss in den Ofen. »Manche glauben, dass ein neuer Heizkessel auch ohne die Überprüfung durch den Schornsteinfeger funktioniert«, berichtet Uwe Heise, zuständig für die Herforder Innenstadt. »Aber allein in diesem Jahr hatten 16 der 87 von mir abgenommenen neuen Gasfeuerstätten schwere Mängel. Sieben musste ich sogar stilllegen«, berichtet Eimertenbrink aus seinem Bezirk Bünde-Ennigloh.
Der Widerstand geht sogar soweit, dass den Kollegen der Zutritt zu den Häusern verwehrt wird. »Dann setzen wir mit Hilfe der Polizei und unter Einsatz eines Schlüsseldienstes eine ÝZwangskehrungÜ durch«, erklärt Hartogs. Ein- bis zweimal pro Jahr muss das Ordnungsamt zu dieser drastischen Maßnahme greifen. Die erheblich höheren Kosten trägt selbstverständlich der Hauseigentümer. Zudem werde in Zeiten hoher Öl- und Gaspreise in den immer beliebteren Kaminöfen Abfall verfeuert. In Vlotho wurde jüngst ein Ofen behördlicherseits stillgelegt. Nachbarn hatten sich über die Abgase beschwert. Bei einer Kontrolle stellte sich heraus, dass der Kaminrauch eine hohe Arsen-Konzentration enthielt. Der Ofen-Eigentümer hatte fleißig Kunststoffe verbrannt.
»Wir sind eine unabhängige Kontrollinstanz, die nicht von Interessen privater Anbieter, die zum Beispiel selbst Feuerungsanlagen herstellen, geleitet werden«, kritisiert Eimertenbrink zudem die von Teilen der EU angestrebte Aufhebung des Kehrmonopols.

Artikel vom 22.12.2006