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Behinderte sollen eigene Wohnung erhalten

Wittekindshof und Landschaftsverband Westfalen-Lippe unterzeichnen Zielvereinbarung


Löhne/Bad Oeynhausen (WB). Bis Ende 2008 sollen 135 Behinderte aus den Wittekindshofer Wohnheimen in Ostwestfalen und in Gronau die Chance erhalten, in eine eigene Wohnung mit ambulanter Betreuung umziehen zu können. Gleichzeitig sollen, wie gestern gemeldet, 160 stationäre Wohnheimplätze abgebaut werden. Das haben jetzt der Wittekindshof und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vereinbart.
»Die Zielvereinbarung ermöglicht mehr Chancen im Ambulant Betreuten Wohnen und eine weitere Differenzierung stationärer Wohnangebote. Darüber hinaus sichern sie Arbeitsplätze und sind ein Beitrag zur Kostendämpfung«, erklärte Pfarrer Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand des Wittekindshofs aus Bad Oeynhausen. Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Dieter Hakenberg und dem Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Wolfgang Kirsch, hatte er die Zielvereinbarung zur Ange-botsentwicklung des Wittekindshofs unterzeichnet.
Kirsch: »Die Vereinbarung bedeutet für die Behinderten ein Stück Normalität. Durch den Platzabbau im Wittekindshof rechnen wir mit einem jährlichen Einsparpotential von 6,1 Millionen Euro. Dem stehen die zukünftigen Kosten des ambulant betreuten Wohnens gegenüber und die Leistungen, die wir dem Wittekindshof zur Weiterentwicklung ihrer Angebote und zum Strukturausgleich gewähren.«
Neben fachlichen Aspekten sind vor allem erhebliche Ausgabensteigerungen im Bereich der Behindertenhilfe, der so genannten Eingliederungshilfe, der Anlass für die Unterzeichnung der Zielvereinbarung, weil die Zahl der anspruchsberechtigten Menschen mit Behinderungen in den vergangenen Jahren gestiegen ist. In den Augen von Hakenberg stellt das ambulant betreute Wohnen jetzt für mehr behinderte als bisher eine gute Alternative für das Leben im Wohnheim dar. In Zukunft könnten mehr Fachleistungsstunden sowohl in Einzelbetreuungssituationen als auch bei Gruppenangeboten in Anspruch genommen werden. Außerdem sei mehr Flexibilität bei den Wohnformen möglich, weil neben dem Einzel- und Paarwohnen auch Wohngemeinschaften eingerichtet werden könnten.
Ausdrücklich erwähnt werden in der Zielvereinbarung die Kontakt- und Informationszentren (KIZ), die der Wittekindshof in Gronau, Bad Oeynhausen, Hamm und Herne bereits eröffnet hat und die an weiteren Orten geplant sind. Sie werden als langfristige und notwendige Infrastruktur bezeichnet, die der Integration dienen. »Wir wissen, dass die Fallzahlen in den kommenden Jahren steigen. Wir sind Anwälte der Behinderten und setzten uns für die Weiterentwicklung der Hilfen für diese Menschen ein, um ihre Selbstständigkeit zu fördern. Aber wir müssen die Tatsache respektieren, dass die öffentlichen Kassen leer sind,« erklärte Pastor Günther Barenhoff, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von Westfalen in Münster.
Um pauschale Kürzungen zu vermeiden, hatte das Diakonische Werk über die Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege im Mai 2006 eine Rahmenzielvereinbarung mit den Landschaftsverbänden verabschiedet, auf der die Wittekindshofer Zielvereinbarung basiert.

Artikel vom 22.12.2006