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Beim Backen Mathe lernen

Banker stellen mit Behinderten Weihnachtskekse her


Bad Oeynhausen (AM). »Ich backe gerne Kekse« erklärt Andrea Tappe und schaut Sandra Hille freundlich an: »Hilfst Du mir? Ich habe Dich gern!« Die Schülerin der Wittekindshofer Förderschule und die Vermögensspezialistin aus der Bad Oeynhausener Dresdner-Bank-Filiale haben sich auf Anhieb gut verstanden und beim gemeinsamen Weihnachtskekse Backen ein Team gebildet. Nachdem die Dresdner Bank und der Wittekindshof bereits bei der Innenstadtfete eine Cocktailbar angeboten hatten, stand für Direktor Dirk Mardmöller schon früh fest, dass er sich in der Adventszeit wieder für den Wittekindshof engagieren möchte. Statt nur schnell einen Scheck auszufüllen, hat er sich zusammen mit drei Mitarbeitern Zeit genommen, um mit Schülern aus dem Wittekindshof zu backen und dabei Einblick in den Alltag der Förderschule für geistige, körperliche und motorische Entwicklung zu erhalten.
So wie es die sechs Schüler in der Klasse von Ulrike Hinz gewohnt sind, haben sich am Anfang alle zur Rezeptbesprechung am Tisch getroffen. Statt Worte und Texte, galt es Bilder zu lesen, damit auch Schüler, die wenig mit Buchstaben anfangen können, nicht ausgeschlossen sind. Andrea war für die Butter zuständig. Ausgerüstet mit Küchenwaage, einem Glasschälchen, einem Messer und der Butter, hat sie sich an die Arbeit gemacht. Vorsichtig hat die 17-Jährige ein Stück Butter nach dem anderen abgeschnitten und in das Glasschälchen auf die Waage gelegt und genau beobachtet, wie sich die Zahlen auf der Anzeige veränderten. Bei 136 unterbricht sie und guckt Sandra Hille fragend an: »Eins, drei, sechs - Einhundertsechsunddreißig?« »Ja, das ist richtig« bestätigt die Zahlenspezialistin.
Der Umgang mit Zahlen, Größen und Mengen ist ein zentraler Bestandteil des Unterrichtes an der Wittekindshofer Schule, in der Kinder und Jugendliche mit geistigen und mehrfachen Behinderungen auf ein möglichst selbstständiges Leben und die spätere Berufstätigkeit vorbereitet werden. Der Vergleich zwischen 136 und 300 wäre für einige andere Schüler in Andreas Alter auch in der Wittekindshofer Schule kein Problem gewesen. Sie können mit Dezimalzahlen schriftlich dividieren. Daran ist bei Andrea nicht zu denken. Sie gehört im mathematischen Bereich zum Mittelfeld.

Artikel vom 22.12.2006