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Wenn der Himmel die Erde berührt, ist Weihnachten

Weihnachtspredigt der Superintendentin Schröder

Paderborn (ekp). »Himmel und Erde sind verschiedene Welten. Sie haben nichts miteinander zu tun. Zu Weihnachten aber berühren sich Himmel und Erde.« So beschrieb es die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Anke Schröder, in ihrer Weihnachtspredigt am 1. Weihnachtsfeiertag in der Abdinghofkirche und nahm die Gläubigen mit, die himmlische Leichtigkeit zu erfahren.
Gott selber sei es, der die Beziehung zu den Menschen suche, so die Superintendentin: »Wir, die wir von der Erde sind, sollen eine Vorstellung vom Himmel haben. In allem irdisch Schwerfälligen soll die himmlische Leichtigkeit erfahrbar werden.«
Die Verse »Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist« (Joh. 3, 31-33) bildeten den Ausgangspunkt der Predigt. »Gott schickt seinen Sohn aus dem Himmel auf die Erde. Er begibt sich hinab, nach unten, in die Begrenztheit eines irdischen Lebens«, so Schröder. Sie lenkt den Blick auf die Begegnung mit dem Mensch gewordenen Gott und stellt fest: Ich bin ja gar nicht festgelegt auf die Grenzen meines irdischen Daseins. Ich habe etwas Himmlisches in mir.«
Der Blick der Weihnachtspredigt geht dabei weit über das Kind in der Krippe hinaus: »Als Jesus ein erwachsener Mann ist, wird sein Anderssein für die einen zur Erfüllung, für andere zum Stein des Anstoßes. Denn Jesus erfüllt die Gebote Gottes, indem er die regeln und Gesetze dieser Welt auf den Kopf stellt. Er kommt vom Himmel her und kehrt das Unterste zuoberst.« Davon könnten die Menschen lernen: „Der vom Himmel kommt, verschafft uns einen neuen Ausblick. Er lehrt auch uns, vom Himmel her zu denken und entsprechen zu handeln.
Kinder könnten so etwas ganz unbefangen - wie der kleine Tim beim Krippenspiel, der es in seiner Rolle als Wirt einfach nicht übers Herz bringt, Maria und Josef abzuweisen und sie stattdessen freundlich in seine Stube bittet: bei seinen Eltern gäbe es schließlich auch immer einen Platz für Gäste, notfalls auf der Luftmatratze. »Was wäre, wenn wir Erwachsenen so herrlich naiv tun würden, wovon wir überzeugt sind? Was wäre, wenn Güte und Menschenfreundlichkeit sich einfach mal Bahn brächen und wir nicht immer nur täten, was von uns erwartet wird?« Als Beispiele nannte die Superintendentin die Aufnahme von Asylanten, aktiven Umweltschutz und eine gerechtere Verteilung der Reichtümer dieser Erde.
Und sie gab zwei Antworten auf ihre Fragen: Wir würden Ärger bekommen, Ärger mit denen, die die Welt so erhalten wollen, wie sie ist, denen eigene Interessen, eigener Gewinn, eigene Bequemlichkeit wichtiger sind als das Wohl aller. Wir müssten uns selbst überwinden. Aber: Der Himmel bekommt eine Chance, sich hier auf der Erde auszubreiten. Zu Weihnachten müssen wir nicht mehr fragen: Was wäre, wenn?

Artikel vom 27.12.2006