21.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bienen wärmen sich gegenseitig im Stock

Robert Jacobebbinghaus öffnet die Tür zu seinem Imkerstand - Im Februar erste Blüte

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Was machen eigentlich die Bienen im Winter? Sie schlafen nicht, aber sie ruhen sich aus, sagt Imker Robert Jacobebbinghaus (65). Für das WESTFALEN-BLATT hat er die Tür zu seinem Bienenstand am Ebbinghausweg geöffnet.

Rund ein Dutzend Bienenvölker hat Robert Jacobebbinghaus. Im Frühling, wenn die Rapsblüte beginnt, bringt er die Stöcke ins Sauerland, im Sommer dürfen die Bienen in Avenwedde den Honig von den Sommerblumen holen. Aber Ende Juli, Anfang August beginnt für die Völker eigentlich schon die Winterphase.
»Dann gibt es kaum noch Tracht«, sagt Jacobebbinghaus. Tracht nennt der Imker das Nahrungsangebot in der Natur. Weil der Honig den Bienen weggenommen wird, bekommen sie eine Ersatznahrung, einen fertigen Sirup, etwa 17 Kilo pro Volk. Der wird eingefüttert, das heißt, er wird in einen Trog gefüllt, der in den Bienenstock kommt. Von dort holen die Bienen sich die Nahrung in ihre Waben.
Wenn es kalt wird, bilden die Bienen im Stock eine Traube, sie wärmen sich also gegenseitig. Dabei tauschen sie laufend die Plätze, damit kein Tier erfriert. Die Traube wandert langsam durch den Stock und verbraucht dabei die Winternahrung. Es kann passieren, dass ein Bienenvolk dabei die Orientierung verliert und die Nahrung nicht findet, obwohl welche vorhanden ist. Es klingt merkwürdig aber: »Ein Volk verhungert im Winter eher, als dass es erfriert.« 20000 bis 30000 Bienen hat ein Volk im Winter, im Sommer mindestens doppelt so viel.
Für den Imker selbst ist in dieser Zeit nicht allzu viel zu tun. Er kann die kommende Saison vorbereiten, indem er die Gerätschaften reinigt, insbesondere die Rahmen, die in die Bienenstöcke eingesetzt werden. Auch das Gießen neuer Bienenwaben ist eine Winterbeschäftigung. Zwar würden die Bienen auch selbst neue Waben bauen, das nimmt der Imker ihnen aber ab. Der Imkerverein Schloß Holte-Stukenbrock (15 Mitglieder) besitzt Gießformen, die unter den Mitgliedern weitergegeben werden.
Gelegentlich kontrolliert Robert Jacobebbinghaus die Bienenstöcke. Er schaut, ob die Fluglöcher frei sind, und wenn es warm genug ist, wirft er auch mal einen Blick in die Stöcke hinein. Probleme gibt es in diesem Jahr, weil der Herbst zu warm war. Dann hören die Bienen nicht auf zu sammeln, obwohl eigentlich gar keine Nahrung mehr da ist. Auch das Brutgeschäft wird noch weitergeführt, überflüssigerweise. Übrigens werden zum Winter hin alle Drohnen, die männlichen Bienen, aus dem Stock geworfen. Bienenvölker sind im Winter also rein weiblich.
So früh wie die Winterphase beginnt, so früh endet sie auch. Bereits im Februar können die Bienen schon wieder ausschwärmen. Denn dann blühen bereits die Haselnusssträucher und die Weidenbäume.
Vorläufig herrscht aber noch Ruhe. Natürlich müssen in der Weihnachtszeit bei Jacobebbinghaus die Kerzen aus reinem Bienenwachs sein. Weil er den selbst nicht so sauber gewinnen kann, kauft Robert Jacobebbinghaus ihn im Imkerbedarf und gießt daraus seine eigenen Bienenwachskerzen. Und seine Frau Renate setzt sie dann in Adventsgestecken dekorativ in Szene.

Artikel vom 21.12.2006