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Den ärmsten
Kindern der
Welt helfen

Chefarzt unterstützt Tansania-Projekt

Von Ingo Schmitz
Kreis Höxter (WB). Weihnachten ist das Fest der Liebe, aber auch der Geschenkeflut. Gerade an den Festtagen sollte aber die Armut der Menschen in vielen Teilen unserer Erde nicht in Vergessenheit geraten. Dazu ruft auch Dr. Volker Klimpel, Chefarzt am St. Ansgar Krankenhaus in Höxter, auf. Er sucht Paten für das Hilfsprojekt »Schulgeld für Kinder in Tansania«.

Brenda drückt die Schulbank in der ersten Reihe. Ihre Brille sitzt tief auf der Nasenspitze. Auch wenn die Sehhilfe nicht richtig angepasst ist: Immerhin hat die Zehnjährige eine Brille. Von Jahr zu Jahr werden die Augen der Schülerin schlechter. Das junge Mädchen kann kaum noch erkennen, was auf der Tafel steht. »Brenda leidet unter einem schweren Augenfehler, der zur Erblindung führt. Ihr muss dringend medizinisch geholfen werden«, betont der Facharzt für Kinderheilkunde, Dr. Volker Klimpel.
In dem Land, in dem Brenda lebt, sind die medizinischen Voraussetzungen für eine Operation nicht gegeben. Dr. Klimpel hat Brenda bei seinem Besuch in Tansania getroffen. »Tansania gehört zu den 30 ärmsten Ländern der Welt«, berichtet der Mediziner aus Höxter, der für zwei Wochen dort war, um Land und Leute kennen zu lernen. Und: Er wollte sich vor Ort anschauen, welche Erfolge der »Fonds zur Förderung von Schulausbildung für Kinder in Tansania« verzeichnet.
Das Projekt, das Brenda im kommenden Jahr einen Flug nach Deutschland ermöglichen wird, um sie hier untersuchen und operieren zu können, wurde von der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter ins Leben gerufen. Vorrangiges Ziel von Pfarrer Ralf Radix, einem Freund des Chefarztes, ist die Versorgung der Kinder mit Bildung als Hilfe zur Selbsthilfe. »Die Kinder, es sind meist Waisen oder Halbwaisen, schließt man sofort ins Herz. Sie sind bitterarm, aber sehr zurückhaltend. Sie besitzen nicht mehr als ihre Schuluniform. Selbst in den Städten leben die Familien ohne Strom und Wasser. Ich habe ein Waisenheim besucht, in dem es nicht einmal Spielzeug gab. Da fehlte es an allem«, berichtet der Chefarzt sichtlich beeindruckt von seinen Erlebnissen. Obwohl in Tansania eine Schulpflicht besteht, schicken viele Familien ihre Kinder nicht zum Unterricht, weil der Nachwuchs mit zum Unterhalt der Familie beitragen muss. Statt lernen zu dürfen, müssen die Kinder arbeiten. Dr. Klimpel: »Bildung ist aber notwendig, damit sich ein Land wie Tansania entwickeln kann.«
Ähnlich wie bei anderen Hilfsprojekten bietet auch dieser Fonds den Menschen die Möglichkeit, eine Patenschaft über ein Kind zu übernehmen. »Der Pate verpflichtet sich, das Schulgeld für sein Patenkind zu zahlen. Es sind Jungen und Mädchen, die keine Eltern mehr haben oder aufgrund einer familiären Notlage die Schule verlassen müssten. Die Kinder leben in Internaten. So ist sichergestellt, dass sie den Unterricht besuchen«, sagt der Unterstützer des Projekts, der mit seinem Namen dafür wirbt, dass noch mehr Menschen eine Patenschaft übernehmen. Seit November 2004 wurden 22 Patenkinder vermittelt.
Wer den Ärmsten der Armen helfen möchte, verpflichtet sich, pro Jahr zwischen 250 und 700 Euro - je nach Schulform -Êals Schulgeld zu bezahlen. »Das ist eine Menge Geld, das aber gut investiert ist. Es sind auch kleinere, einmalige Spenden möglich. Jeder Cent fließt direkt in die Schulen«, versichert Dr. Klimpel. Die Organisation des Fonds geschieht ehrenamtlich. Vor Ort sorgt Richard Msuya in Dar es Salaam von der dortigen evangelischen Kirchengemeinde dafür, dass das Geld am Ziel ankommt. »Korruption ist ausgeschlossen«, sagt Dr. Klimpel, der sich in Tansania den Weg des Geldes hat aufzeigen lassen.
Der Mediziner hat sich vorgenommen, den Menschen in Tansania auch medizinisch zu helfen. Die erste Patientin, die in Deutschland operiert werden soll, ist die kleine Brenda. »Die Flugkosten übernimmt der Fonds. Ich bin optimistisch, dass wir auch die Behandlungskosten finanziert bekommen«, sagt der Chefarzt. Wer Brenda und den vielen anderen notleidenden Kindern in Tansania helfen möchte, kann sich direkt an Dr. Klimpel wenden. Er ist unter % 0 52 71/66 24 05 zu erreichen. Spenden können mit dem Verwendungszweck »Schulgeld Tansania« auf das Konto der Evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter bei der Sparkasse Hattingen, BLZ 430 510 40, Kontonummer 700 14 56, eingezahlt werden.

Artikel vom 23.12.2006