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Fusion mit »Ehevertrag« lässt kein zurück zu

Keine einstimmige Meinung zur Zukunft der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). Wie sieht die Zukunft der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim aus? Das war die Frage, die während der Gemeindeversammlung im Gemeindehaus Isenstedt am Dienstagabend erörtert werden sollte.

Und es wurde schon deutlich, dass das Presbyterium der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim bei der Entscheidungsfindung am 9. Januar eine Aufgabe hat, um die es wohl nicht zu beneiden ist. Denn eine einhellige Meinung für eine Fusion der beiden Kirchengemeinden -Êder Martinsgemeinde in Espelkamp und der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim -Êgab es nicht in der sehr gut besuchten Sitzung. In einer langen Diskussion zeigte sich, dass weder eine Fusion der Gemeinden noch eine Aufsplittung der Pfarrbezirke die Zustimmung der Besucher fand.
Pfarrer Falk Becker war zunächst glücklich über das große Interesse der Menschen an der Zukunft der Kirchengemeinde. Nach einem kurzen Rückblick über die vergangenen zwei Jahre, in denen Becker skizzierte, dass die Kirche sich wegen akuter finanzieller Probleme und der demographischen Entwicklung neu strukturieren müsse, zeigte er Wege auf, wie die Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim künftig organisiert werden könne.
»Die Antwort auf die Finanzprobleme heißt Synergie-Effekt und Regionalisierung. Wir gehören daher nun zur Region Espelkamp«, erläuterte er. Das Problem dabei sei jedoch, dass es für vier Pfarrbezirke -ÊMichaelsbezirk, Thomasbezirk, Isenstedt und Frotheim -Ê lediglich drei Pfarrstellen gebe.
Nach mehreren Sondierungsgesprächen habe sich eine enge Kooperation mit der Martinsgemeinde in Espelkamp als vorteilhaft erwiesen. In seinen Ausführung machte Becker dann deutlich, dass er eine baldige Fusion der Martinskirchengemeinde mit der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim favorisiere. In einem Tendenzbeschluss habe die Martinskirchengemeinde diesem Vorschlag bereits zugestimmt.
Eine Fusion würde bedeuten, dass eine neue Gemeinde entstünde unter anderem mit einem neuen Namen und einem neuen Siegel sowie einem gemeinsamen Presbyterium. Das Problem der drei Pfarrer für die vier Bezirke -Êder Michaelsbezirk wird zurzeit von Sigrid Mettenbrink betreut, da Detlef Rudzio Anfang des Jahres abberufen wurde -Êwird durch eine Aufteilung des vierten Bezirks auf alle drei Pfarrer gelöst. Ziel müsse es sein, die gewachsenen Bezirke zu erhalten, so Becker. Dies sei durch die Fusion gegeben. In dem am Abend oft bemühten Bild der Ehe zwischen den beiden Gemeinden müsse ein »Ehevertrag« geschlossen werden, in dem die Rechte und Pflichten der Bezirke geregelt werden.
Als Vorteile sah Becker vor allem die enge Zusammenarbeit und das gemeinsame Presbyterium an. Nachteile dabei seien die vielen Absprachen. Und er machte ganz deutlich: »Eine Ehe auf Probe gibt es nicht.« Wenn der Beschluss zur Fusion fällt, gibt es kein zurück mehr.
Frotheims Pfarrer Lutz Wulfestieg mahnte: »Die Fusion ist ein gravierender Einschnitt, der wohl besonnen gemacht werden will.« Er machte den Vorschlag, 25 Prozent des Pfarrbezirks Isenstedt zu Frotheim zu schlagen, 25 Prozent des Michaelsbezirks zum Thomasbezirk. Dadurch würden sich drei Bezirke ergeben (Frotheim, Thomasbezirk und ein Bezirk aus je 50 Prozent Isenstedt und Michael), die von den drei Pfarrern betreut werden könnten. Zudem betonte Wulfestieg, dass sich derzeit die Finanzsituation der Kirche etwas entspannt habe. »Warum sollen wir mit einer Fusion das Pferd von hinten aufzäumen. Wenn man fusioniert, muss man alle Chancen und Risiken gemeinsam tragen. Langfristig wird eine Fusion nicht zu vermeiden sein. Das es aber jetzt so schnell gehen muss, da steht doch mehr als ein Fragezeichen hinter.«
Pfarrer Becker entgegnete dem, dass durch Wulfestiegs Vorschlag die Strukturen der Pfarrbezirke aufgehoben werden würden, und dass dies wohl nicht so einfach zu machen sei. Man müsse zum Beispiel den betroffenen Isenstedtern dann erst einmal vermitteln, dass sie jetzt zum Bezirk Frotheim gehörten. Karl-Heinz Brandhorst vom Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises (KSV) mahnte, dass es in Zukunft auch durchaus sein könne, dass von den heute drei Pfarrstellen eine weitere wegfalle. Der KSV befürworte eine Fusion der beiden Gemeinden, um für die Zukunft die Strukturen zu sichern. (Weitere Stimmen auf der folgenden Seite ESPELKAMP)

Artikel vom 21.12.2006