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Mit Zivilcourage im Schulbus unterwegs

18 Jugendliche aus den drei weiterführenden Schulen sind jetzt Busbegleiter

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Vlotho (VZ). Das Projekt »Up to You«, das für mehr Sicherheit in den Schulbussen sorgt, macht landesweit Schule. »Es hat gerade eine Anfrage aus Kleve gegeben«, freut sich Dietmar Hess, Verkehrssicherheitsberater bei der Kreispolizeibehörde Herford. In Vlotho sind in dieser Woche 18 weitere Busbegleiter ausgebildet worden.

Diese 18 Jugendlichen aus den Stufen acht bis zehn der drei weiterführenden Schulen der Weserstadt sind täglich auf den verschiedenen Schulbuslinien unterwegs. Streitigkeiten, Drängeleien an den Haltestellen und verbale Auseinandersetzungen haben alle schon erlebt - und alle wollen, dass das Busfahren entspannter wird.
»Ich werde Busbegleiter, damit ich eingreifen kann«, nennt Hauptschülerin Dajana Scholz vom Bonneberg ihre Motivation. »Ich möchte für Sicherheit sorgen«, erklärt ihr Mitschüler Vasgen Sargsjan aus Exter, und Realschüler Niklas Rogge, ebenfalls aus Exter, sagt: »Ich möchte Zivilcourage zeigen.«
Das Projekt »Up to You« besteht aus drei Elementen: Fahrerschulung, Busschule und Fahrzeug-/Busbegleitung. »Mit der Busschule kommen wir auch in Vlotho in die fünften und sechsten Klassen«, informiert Christina Pörtner, die beim Verkehrsverbund BVO die Ausbildung vornimmt. In der Busschule lernen alle Busschüler unter anderem, wie man richtig einsteigt und wie man sich im fahrenden Bus sicher verhält.
In dem jetzt zum dritten Mal durchgeführten Baustein »Busbegleiter« sind an zwei Tagen in Rollenspielen und Gesprächen Verhaltensmuster zur Deeskalation und zur Streitschlichtung eingeübt worden. Neben Christina Pörtner (BVO) und Dietmar Hesse (Polizei) nahmen als direkte Ansprechpartnerinnen vor Ort die drei Schulsozialarbeiterinnen Nancy Ercan (Hauptschule), Heike Beckmann (Realschule) und Anna Becker (Gymnasium) teil.
Nach dem theoretischen Teil in der Kulturfabrik ging es gestern in den vom heimischen Busunternehmer Ralf Begemann zur Verfügung gestellten Bus. Der Fachmann der Polizei erklärte dort den 18 angehenden Busbegleitern das richtige Verhalten im Notfall, anschließend wurde das Verhalten bei typischen Konfliktsituationen eingeübt.
Die 18 neuen Busbegleiter erhalten Mitte Januar in einer Feierstunde im Weser-Gymnasium ihre Zertifikate. Auf ihren täglichen Fahrten von und nach Uffeln, Exter, Bonneberg, Valdorf und Kalletal übernehmen sie dann bei Bedarf die Rolle der Vermittler und der Streitschlichter, wobei sie auf die Unterstützung der Busfahrer, der Busbegleiter aus den Vorjahren und der Schulsozialarbeiterinnen zählen können.
»Uns kommt es bei der Auswahl neuer Busbegleiter darauf an, dass sie zuverlässig sind und dass möglichst alle Strecken abgedeckt weren«, erklärt Nancy Ercan.
Ein Vermerk auf dem Zeugnis wird den Jugendlichen ihr herausragendes soziales Engagement bescheinigen - bei Bewerbungen ein zusätzliches Argument.

Artikel vom 20.12.2006