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Faszinierende Fotodokumente über Bahnlinie

Michael Bahls recherchierte jahrelang für sein Buch »Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn«

Steinheim (nf). Für Eisenbahnen und ihre Geschichte hat Michael Bahls schon seit seiner Kindheit eine große Vorliebe. Jetzt erfüllte er sich einen lang gehegten Traum: nach mehrjähriger Vorarbeit brachte er das Buch »Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn« heraus, das die Geschichte der 1872 eröffneten Bahnstrecke Hannover-Hameln-Altenbeken, aber auch diverser Nebenstrecken der Hauptlinie erzählt und beschreibt. Dem WESTFALEN-BLATT stellte Autor Michael Bahls sein Werk vor.

Um Dampflokomotiven zu fotografieren, ist Bahls sogar bis Indien gereist. Für sein Eisenbahnbuch hat er vier Jahre intensiv und nachhaltig recherchiert, in Archiven gestöbert und Dokumente zusammen getragen.
Dabei kam mit 288 Seiten ein historisch wertvolles Buch und eine »Liebeserklärung« an die Eisenbahnen, speziell aber die Strecke Altenbeken-Hannover heraus, ihre Geschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart, den Streckenverlauf wie die Lokomotiven, die auf der Strecke zum Einsatz kamen, mit noch nie veröffentlichten Materialien und Bildern.
Am ergiebigsten erwiesen sich bei den Forschungen die Unterlagen von Privatpersonen, aber auch die Archive der Ortsheimatpfleger -Êdarunter Steinheims Stadtheimatpfleger Johannes Waldhoff. Bei der Bahn selbst existieren nämlich nur wenig Unterlagen. Waldhoff bekam jetzt als Dank eines der druckfrischen Exemplare der mit 500 schwarz-weißen und farbigen Fotos hervorragend dokumentierten Eisenbahngeschichte überreicht.
Vor allem die Fotodokumente nannte Steinheims Stadtheimatpfleger Waldhoff faszinierend, aber auch die Tatsache, dass die Bahnlinie nach 1872 einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich brachte. Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn führte von Hannover über den Deister bis nach Altenbeken sowie von Löhne durch das Weserbergland bis in den Harz. Sie entstammte der kurzen Zeit, in der man auf hannoverschem Gebiet den Privatbahnen aufgeschlossen gegenüber stand. Als eigenständiges Unternehmen war ihr kein langes Leben vergönnt, ihr später von der Preußischen Staatsbahn weitgehend zweigleisig ausgebautes Netz besteht in ihren Grundzügen jedoch unverändert bis heute.
Eisenbahnfreund Michael Bahls hat in seinem Buch praktisch jeden einzelnen Bahnhof beschrieben und seine eigene Lebensgeschichte damit verknüpft: »Ich habe Zeit meines Lebens an Orten dieser Bahnstrecke gewohnt.« Die Realität sieht zwar meist so aus, dass die Haltepunkte, fast ausschließlich nach einem Baukastensystem entstandenen und weitgehend baugleich, verschwunden sind. Ein typisches Beispiel liefert der großzügig dimensionierte Bahnhof Bergheim. »Der sollte zu einem nie realisierten Knotenpunkt Nieheim-Brakel werden«, weiß Bahls.
Bekanntermaßen entstieg Kaiser Wilhelm im Jahre 1888 in Bergheim dem Zug, als er dem lippischen Fürsten seinen Antrittsbesuch abstattete. Der Bahnhof Steinheim verfügte über eine Lokstation, in der bis zu acht Lokomotiven repariert, angeheizt und mit Wasser betankt werden konnten. Beim Bau der 1869 begonnenen Eisenbahnstrecke von Hannover nach Altenbeken spielte Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg eine zentrale Rolle, dessen Art der Kapitalbeschaffung aber einer der Gründe für deren Niedergang war.
Seit 1880 wurde die Strecke vom preußischen Staat verwaltet und betrieben.
Für echte Eisenbahnliebhaber ist die Geschichte der »Hannover-Altenbekener Eisenbahn« eine echte »Fundgrube« (das im Verlag Kenning erschienene Buch kostet 42,90 Euro).

Artikel vom 19.12.2006