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»Fühlen uns manchmal vergessen«

Förderverein der Werretalschule sieht sich als Lobby der Kinder und Jugendlichen

Von Sarah Essing (Text und Foto)
Löhne-Obernbeck (LZ). Das soziale Klima in Deutschland wird kälter. Zu spüren bekommen das alle, aber vor allem die Schwächsten haben darunter zu leiden. Ohne Lobby haben sie es zumeist schwer, sich die Unterstützung von Außenstehenden oder Unternehmen zu sichern. Auch die Werretalschule, die Förderschule für Lernschwache, spürt diese Entwicklung. Ein kleiner, aber feiner Förderverein steht ihr zur Seite, um sie zu unterstützen.

»Bei uns läuft alles in einem kleineren Rahmen ab«, sagt Fred Steffen, Schulsozialarbeiter und gleichzeitig Kassierer des Fördervereins. 17 Mitglieder zählt der Förderverein, aber bei Aktionen wie zum Beispiel dem Geschenkeeinpacken beim Ratio helfen mehr mit - ob Mitglied oder nicht.
Der Förderverein der Werretalschule ist trotzdem auf weitere Spenden von Unternehmern oder Betrieben angewiesen. Der Mitgliedsbeitrag von einem Euro pro Monat reiche nicht aus, um den Schülern zum Tüpfelchen auf dem »i« zu verhelfen. Das wiederum sei aber wichtig, um das Schulleben attraktiver zu gestalten.
»Fundraising« heißt das Zauberwort. »Uns ist es gelungen, durch Anschreiben an Firmen, Einzelpersonen und Unternehmen das Geld für zusätzliche Computer in den Klassenräumen aufzubringen«, erzählen die Pädagogen. Damit wird nicht nur der wachsenden Bedeutung neuer Medien Rechnung getragen, sondern auch den speziellen Bedürfnissen der lernschwachen Schüler. »Mit spezieller Software für die Kernfächer Mathe und Deutsch können wir die Schüler während des Unterrichts verstärkt fördern«, sagt Gerd Kiel, zweiter Vorsitzender des Fördervereins und Lehrer an der Werretalschule.
Ein weiterer Bestandteil der Fördervereinsarbeit ist die Ausstattung der Schule mit kleinen Pausenspielen und die Unterhaltung und Pflege der Mofas für die Führerscheinkurse. »In der Mofa-Arbeitsgemeinschaft können die Schüler einen Mofa-Führerschein erwerben«, erklärt Fred Steffen. Er selbst erteilt den Theorieunterricht, während die Polizei den praktischen Teil übernimmt. Zudem unterstützt der Förderverein die Projektwochen der Schule, den Schulkiosk und hat zuletzt die Tanzgruppe mit einheitlichen T-Shirts versorgt. »Die Gruppe ist im September beim internationalen Kinderfest aufgetreten und da wollte sie natürlich gut aussehen.«
Besonders am Herzen liegen den Pädagogen aber die Zuschüsse des Fördervereins für Klassenfahrten, die Klassengemeinschaftswochen und die Fahrten der Oberstufe im Rahmen der politischen Bildung. »Es kommt immer wieder vor, dass Schüler nicht mitfahren können, weil das Geld fehlt«, sagt Fred Steffen mit Bedauern. »Die Mehrheit der Eltern unserer Schüler sind hart arbeitende Menschen, die sich aber trotz aller Mühen nicht alles leisten können, und dann muss der eine oder die andere schon mal auf eine Fahrt verzichten.« Dabei ist der Besuch von Gedenkstätten wie Dachau oder des Bundestages in Berlin mit einem Treffen von Bundestagsabgeordneten nicht nur fester Bestandteil des Lehrplans, sondern auch ein besonderes Erlebnis für die Jugendlichen, das sie nicht so schnell vergessen. »Wenn wir in Berlin von Wolfgang Spanier begrüßt werden, sind die Schüler immer sehr beeindruckt«, verrät Gerd Kiel.
Dennoch ist die Wunschliste der Pädagogen lang: »Es brennt an allen Ecken«. Mit Blick auf andere Schulen sagen sie: »Wir fühlen uns manchmal ein wenig vergessen. Vor allem im Bereich der Berufswahl und -förderung würden wir uns wünschen, dass die heimische Wirtschaft auch mal an uns denkt«, sagt Fred Steffen. Und fügt hinzu: »Jegliche Form der Beratung und Unterstützung ist von elementarer Bedeutung für unsere Schüler, und da könnten wir noch viel mehr machen, wenn das Geld vorhanden wäre.«

Artikel vom 20.12.2006