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Wärme fürs ganze Erdgeschoss

Bohnensteffens haben besonderen Kachelofen - Warmwasserbereitung in Planung

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Preise für Energie steigen immer weiter. Wohl dem, der mit Alternativen zu Öl, Gas und Strom heizen kann. Familie Bohnensteffen hat sich vor sechs Jahren einen besonderen Kachelofen bauen lassen. Die ganze Wohnfläche im Erdgeschoss des Einfamilienhauses wird damit erwärmt. Die Tür zu ihrem Haus öffnet die Familie für die WESTFALEN-BLATT-Adventsserie.

»Wir sparen schon eine ganze Menge Heizkosten«, sagt Marion Bohnensteffen. Genau lasse sich das aber nicht beziffern, schließlich koste auch das Holz Geld beziehungsweise Arbeitskraft und -zeit. Die Gasrechnung sei jedenfalls gering.
Und diese Rechnung soll noch niedriger werden. Jürgen Bohnensteffen, selbstständig mit CNC-Zerspanungstechnik, ist ein Tüftler. So reifte in ihm der Plan, die Wärme des Ofens auch zur Warmwasseraufbereitung mit zu nutzen. In der Firma BS Heizungstechnik fand er einen Partner, der sagte, dass dieses Einbinden geht. Das Problem: Wie kommt ausreichend Rohr in den Ofen, ohne diesen zu beschädigen?
Nach einiger Überlegung hat Jürgen Bohnensteffen aus einem Kupferrohr eine Spirale gebogen. Diese wird im kommenden Frühjahr durch herausnehmbare Zierkacheln in den Ofen geschoben. Die Heizungsrohre werden vom Keller aus durch das extra stabile Fundament hochgeführt und beides kann dann verbunden und an die Gasheizung angeschlossen werden. Wasser, erwärmt im Kachelofen, speist dann die Fußbodenheizung und die Brauchwassererwärmung mit.
Der Kachelofen, der ab Frühjahr dieses spezielle Innenleben hat, ist etwas ganz Besonderes: Laut Bauplan ist er eckig, tatsächlich aber rund. »Mein Mann hat die Ofensetzer aus dem Spreewald fast zur Verzweiflung gebracht«, lacht Marion Bohnensteffen.
Der offene Kamin war baufällig, eigentlich nur der Sims, doch beim Abreißen stellte sich heraus, dass alles durchgebrannt war. Mit dem Gedanken, etwas anderes und Besonderes zu machen, schauten sie sich bei mehreren Firmen um. In Geseke wurden sie fündig.
Sie fanden passende Kacheln, eine Zeichnung wurde gefertigt, ein Angebot erstellt. »Kleine Abweichungen ändern am Festpreis nichts«, so damals der Berater der Firma.
Die Kacheln haben eine Breite von 20 Zentimetern, das Angebot sah einen rechteckigen Ofen vor. »Das gefiel mir nicht. Also habe ich mit einem Zollstock probiert, wie ein halbrunder Ofen aussieht«, erzählt Jürgen Bohnensteffen. Die Glieder des Metermaßes dienten dabei als Beispiel für die Kacheln.
Die Ofenbauer, die als Subunternehmer anrückten, staunten auf der Baustelle nicht schlecht, schließlich sah ihre Zeichnung ganz anders aus. Statt der kalkulierten Woche dauerte der Ofenbau zwei, besonders problematisch war das Zuschneiden der Kacheln für den Sims, da die Winkel exakt stimmen mussten. Bohnensteffen baute extra eine Schablone und half dem Ofensetzer und dem Handlanger. »Sonst hätten sie wohl aufgegeben.«
Die Heizleistung des insgesamt 3,5 Tonnen schweren Ofens liegt bei 17 Kilowatt. Zu viel für einen kleinen Raum. Deshalb wurde die Wand durchbrochen, der Ofen auf der anderen Seite weiter gebaut. Auch die Doppeltür zur Diele musste weichen. »Als mein Mann unterwegs war, habe ich die Ofenbauer mit gutem Essen bestochen«, sagt Marion Bohnensteffen. »Es hat funktioniert«, zeigt sie auf den offenen Durchgang.
Wenn Jürgen Bohnensteffen mit bis zu 50 Zentimeter langen und 30 Zentimeter dicken Holzstücken heizt, hält die Wärme wegen des Schamotte-Innenlebens lange vor. »Wenn zu uns Besuch kommt, zieht dieser sich meist luftig an. Wir hingegen sind von der Wärme verwöhnt, wenn wir jemanden besuchen, ziehen wir uns wärmere Sachen an.« Ihrem offenen Kamin trauern sie keine Minute nach, doch trotz aller Schönheit das Ofens: »Mit Holz heizen macht schon Arbeit.«

Artikel vom 19.12.2006