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Nagelkreuz für die Altstadtgemeinde

Zum Abschluss der Festwoche kommt auch Präses Alfred Buß nach Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen (jhh). Die Oeynhausener Auferstehungskirche und die Sankt-Michaels-Kathedrale in Coventry haben eine Gemeinsamkeit: Sie lagen einst, wenn auch aus verschiedenen Gründen, in Schutt und Asche. Am Sonntag erhielt die Altstadtgemeinde das Nagelkreuz, das ausgehend von der Gemeinde in Coventry Zeichen der Versöhnung ist.
Es war ein würdiger Abschluss der Festwoche zum 50-jährigen Kirchenjubiläum (siehe auch Bericht über das Weihnachtsoratorium). Die Verleihung des Nagelkreuzes und die Anwesenheit des Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, waren gestern Höhepunkt der Feierlichkeiten.
Im Jahre 1947 brannte die Auferstehungskirche während der britischen Besatzungszeit bis auf die Grundmauern nieder. Am dritten Advent vor 50 Jahren wurde die Kirche an ihrer ursprünglichen Stelle wieder eröffnet.
Die Sankt-Michaels-Kathedrale in Coventry erlitt in ihrer Geschichte ein ähnliches Schicksal. Bei einem deutschen Bombenangriff in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 wurde die Kirche der mittelenglischen Stadt vollständig zerstört. Domprobst Richard Howard ließ drei geschmiedete Zimmermannsnägel zu einem Kreuz zusammenfügen - das erste Nagelkreuz war geschaffen. Mit Howards Friedensbotschaft »Vater vergib« nahm eine Versöhnungsbewegung ihren Anfang.
»Die Nagelkreuzbewegung ist ein Netzwerk der Versöhnung. Dabei heißt deren Geheimnis Erinnerung«, erklärte Pfarrer Bernhard Silaschi. Durch die Verleihung des Nagelkreuzes steht die Altstadtgemeinde auf Augenhöhe mit ungefähr 200 Kirchen weltweit, etwa 50 allein in Deutschland. Zu der Gemeinschaft gehören unter anderem auch die Dresdener Frauenkirche oder die zuletzt ausgezeichnete Gemeinde in Löhne-Mahnen.
»Bei einem Jubiläum soll verpflichtend sein, etwas Gegenwärtiges einzubringen, was aus der Vergangenheit erwächst«, so Bernhard Silaschi. Mit dem Nagelkreuz wolle er kommenden Generationen ein Zeugnis der Geschichte als Mahnung übergeben.
Die Altstadtgemeinde habe eine lange Tradition in Sachen Versöhnung, wie auch Henriette von Ruepprecht, Koordinatorin des Nagelkreuzzentrums in Coventry, sowie Hartmut Ebmeier, Vorsitzender der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft, betonten. Der afrikanische Christus oder der Gedenkbrunnen für die jüdischen Bürger Bad Oeynhausens seien Beispiele dafür.
Präses Alfred Buß hielt in dem knapp zweistündigen Festgottesdienst die Predigt und ließ dabei die Geschichte der Kirche noch einmal Revue passieren. So blickte er auch auf den Bau der ursprünglichen Kirche im Jahre 1873 zurück oder auf die Zeit des Nationalsozialismus, in der die Altstadtgemeinde ein Zentrum der bekennenden Kirche gewesen sei.
»50 Jahre sind für eine Kirche kein Alter, aber die Auferstehungskirche ist ein besonderes Haus, das auf dem Grund der alten Kirche gebaut wurde. Es atmet und kann viele Geschichten erzählen«, würdigte der Präses.

Artikel vom 18.12.2006