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»Eine Frau mit Herz trägt keinen Nerz«

Tierschutzverein Herford fordert in der Weihnachtszeit zu überlegtem Geschenkekauf auf


Bünde (BZ). »Millionen Tiere leiden täglich für Menschen«: Der Tierschutzverein Herford appelliert an alle Bürger des Kreises Herford, diese Tatsache besonders zum Weihnachtsfest nicht zu vergessen. Jeder einzelne Verbraucher könne durch sein Konsumverhalten Tierleid mindern oder sogar verhindern.
Vorsitzende Renate Siekkötter: »Wenn diejenigen, die sich selbst für Tierfreunde halten, Tiere wirklich als Mitgeschöpfe und Freunde ansehen würden, dann gäbe es keine Legebatterien mehr, keine tierquälerischen Massentierhaltungen, keine Tierversuche, Tiertransporte oder Pelzartikel. Es ist deprimierend, dass Menschen sich als tierlieb bezeichnen und gleichzeitig durch ihr Konsumverhalten die größten Tierquälereien unterstützen«.
Beim Festessen verzichte der echte Tierfreund auf tierquälerisch erzeugte Delikatessen wie Gänseleberpastete, Froschschenkel, Hummerprodukte, Straußenfleisch, Wachteleier und Perlhuhnbrust. Anregungen für ein vegetarisches Festessen zu Weihnachten könn man sich aus einem Riesenangebot von Kochbüchern holen, die in jeder Buchhandlung als »Last-minute-Geschenk« zu erhalten seien.
So ließen sich zum Beispiel mit Pilzen sehr schmackhafte Gerichte zubereiten, für die kein Tier sein Leben lassen müsse. Einfach zu kochen und sehr lecker sei eine gehaltvolle Kartoffel-Steinpilzsuppe mit Sahne oder eine Austernpilzpfanne.
Dass Tiere für Luxusprodukte leiden und sterben müssten, sei noch sinnloser als bei der Nahrungsmittel-Produktion; es sei aus ethischen Gründen nicht zu vertreten. Kosmetika, Parfüm und After Shave würden in grausamen Tierversuchen getestet. Produkte nach den Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes gibt es in einigen Spezialgeschäften und manchen Bioläden.
Renate Siekkötter: »Wer auf echten Pelz nicht verzichten kann, dokumentiert sehr eindeutig, dass sinnlose Leiden und Qualen von Tieren ihm völlig gleichgültig sind. Dass Pelze nicht auf Bäumen wachsen, weiß wohl inzwischen jedes Kind. Die Frau von heute sollte klug genug sein, sich nicht dem Diktat von Modemachern zu unterwerfen. Die Frau mit Herz trägt keinen Nerz und auch keinen anderen Pelz«.
Aus diesem Grund sei es wichtig, auf die Kennzeichnung an Kleidungsstücken und Accessoires zu achten. Sonst könne es passieren, dass man den eigenen Hund an der Leine hat und unwissentlich einen toten Hund um den Hals trägt.
Zu keinem Zeitpunkt komme es zu derart vielen unüberlegten Tieranschaffungen wie gerade zu Weihnachten. Lebende Tiere, leidensfähige Mitgeschöpfe würden zur Ware degradiert und massenhaft zum Verkauf angeboten, oft sogar als »Sonderangebot«. Vor den vierbeinigen und gefiederten »Weihnachtsgeschenken« liege häufig eine ungewisse Zukunft. Besonders gefährdet seien Tiere, die für Kinder angeschafft werden, da diese oft schon nach kurzer Zeit das Interesse an dem neuen Hausgenossen verlieren. Viele Eltern hätten weder Zeit noch Lust, sich um das Tier zu kümmern.
»Wir hatten noch nie so viele ausgesetzte Tiere wie in diesem Jahr«, betont die Tierheimleiterin. »Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mit Personen zu tun haben, die ihre Tiere loswerden wollen. Als Abgabegrund werden Verhaltensweisen genannt, die völlig normal sind, so auch, dass ein junger Hund alles Mögliche zerbeißt, insbesondere, wenn er viele Stunden allein gelassen wird«. Offensichtlich seien sich viele nicht darüber klar, dass nichts so bleibe, wie es vorher war, wenn ein junger Hund ins Haus komme. Alleinsein sei für das Rudeltier Hund ein artwidriger Zustand. Viele täten gut daran, sich vor Anschaffung eines Tieres umfassend anhand von Fachliteratur über die Haltungsansprüche zu informieren. Auch sollte der Familienrat tagen, um über Pflichten und Kosten zu sprechen.

Artikel vom 22.12.2006