18.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mozart: Ein Strudel voller Emotionen

Akteure boten überzeugendes Spiel

Von Sonja Gruhn (Text und Fotos)
Lübbecke (WB). Begeisterte Gesichter, tosender Applaus und stehende Ovationen sind die schönste Anerkennung und Belohnung, die ein Schauspieler für seine Leistung bekommen kann. Dieses »Honorar« konnten am Wochenende auch die etwa 130 Darsteller der »Musicalgala« in der Stadthalle einstreichen.
Noch liebt Nannerl (Carolin Eisfeld) ihren Bruder Mozart (Max Messler) bedingungslos. Doch bald wird auch sie von ihm enttäuscht werden.
Doch standen hier nicht etwa Profis auf der Bühne sondern vielmehr Laien, die seit Monaten hart geprobt hatten, um das Publikum mitzureißen in einen Strudel voller Emotionen mit Gänsehautgarantie. Sie überzeugten stimmlich, tänzerisch und ebenso mit ihrem Schauspiel.
Zwar gab es während der Premiere noch ein paar technische Stolpersteine bezüglich des Tons, doch die Szenerie mit aufwändigen und prächtigen Kostümen, geschickter Lichttechnik, Kulisse, wunderschönen Duetten und beeindruckenden Soli ließ dies leicht verzeihen. Unterstützt von Akteuren der German Musical Academy Osnabrück inszenierten Dirk und Tanja Jacobtorweihe von der Tanzschule »alte post« ein Stück Zeitgeschichte zum Thema Mozart.
Die Kinder Polly, Lisa, Paul, Emma und Felix entdecken beim verbotenen Spielen auf dem Friedhof ein geheimnisvolles Kästchen, das sich als wundersame Spieluhr entpuppt. Darin finden sie Briefe, die vor langer Zeit von Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Schwester Nannerl geschrieben wurden. Während sie die Briefe lesen, erscheinen die Geister dieser Zeit. Doch Kinder wären keine Kinder, würden sie nicht stets etwas hinterfragen. So gab es zusätzlich einen kleinen Exkurs in die Geschichte, mit Witz und kindlichem Charme.
Das Schicksal Mozarts berührte. Genie und Rebell zugleich, fühlt sich Mozart gefesselt von Konventionen und der erdrückenden Fürsorge seines beinahe tyrannischen Vaters. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, seinem Vater zu gefallen und seiner Lebenslust Tür und Tor zu öffnen, gerät er in skrupellose Gesellschaft. Er beginnt, sich selbst zu verlieren, noch bevor er sich richtig gefunden hat.
Max Messler in der Rolle des Mozart verwischte mit seiner Darstellung die Zeitspanne zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Mit unkonventioneller Haartracht, Lederjacke und zerrissenen Jeans hätte der junge Rebell, verfolgt vom eigenen Genie, ebenso in der heutigen Zeit einen Platz finden können. Thorsten Hülsmann überzeugte nicht nur schauspielerisch in der Darstellung als Leopold Mozart. Gesanglich schien ihm die Rolle auf den Leib geschneidert.
Außerordentlich einfühlsam in ihrem Spiel war Carolin Eisfeld als »Nannerl« zu erleben: Ein ausdruckstarkes Gesicht mit einer wunderschönen Stimme.
Dagegen kann wohl kaum jemand so wundervoll abgrundtief böse, gehässig und hinterlistig die Schwiegermutter Cäcilia Weber darstellen wie Sabine Wüppenhorst. Daneben überzeugten Aukje Rüting als Constanze und Michaela Schober als Baronin. Dabei waren die Rollen durchweg passend besetzt. Selbst die Kleinsten, mal als Noten, mal als Vogelschar unterwegs, machten ihre Sache gut. Dies zeigte deutlich, dass nach dem Erfolg von »Annie« im Vorjahr tatsächlich eine Steigerung möglich war.

Artikel vom 18.12.2006