18.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Szenen einer langen Ehe

200 Zuschauer beklatschen Zwei-Personen-Stück

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen
(WB). »Die Ehe bringt viel Zorn und wenig Spaß, fragt mal die Papas und die Mamas!«, heißt es in einem Kreisler-Lied. Im Zwei-Personen-Stück »Schön, dass ihr da wart!« von Ursula Haucke, das am Freitag im Theater im Park zu sehen war, führten Hannelore Droege und Gert Haucke dem Publikum vor Augen, wie das Zusammenleben nach drei Jahrzehnten Ehe aussehen kann.
Das Warten auf ihre Gäste bringt Hanna (Hannelore Droege) und Konrad (Gert Haucke) dazu, sich über ihre Ehe zu unterhalten.

Ob es auch so aussehen muss, hatte jeder Zuschauer selbst zu entscheiden.
Wenn man auf seine Gäste wartet und gar nicht weiß, ob sie überhaupt erscheinen werden, so kann die Zeit schon recht lang werden. Nutzt man sie, um über die vergangenen 27 gemeinsamen Ehejahre zu reden, dann entsteht unter Umständen ein kurzweiliger Dialog. Die beiden Berliner Schauspieler Hannelore Droege und Gert Haucke lieferten sich ein 90-minütiges Wortgefecht, das bisweilen einem Schlagabtausch glich, aber auch tiefer in eher verborgene Gefühlsregionen vorstieß.
Die renommierte Autorin Ursula Haucke hat ihrem Bruder eine Rolle auf den Leib geschrieben, in der er neben seiner langjährigen Bühnenpartnerin Hannelore Droege glänzte.
Zu Beginn des Stückes schienen die Rollen in der Beziehung von Hanna und Konrad klar aufgeteilt zu sein. Sie baute ein aufwendiges Buffet auf, er saß auf dem Sofa und fragte seufzend »Musste das denn sein?«. Doch sofort ging es in media res: Auf welche Gäste warten die zwei eigentlich, und was soll überhaupt gefeiert werden?
Schnell entspann sich ein Streitgespräch über Kindererziehung, gekränkte Eitelkeiten und Eifersüchteleien. Das eingespielte Duo Hauke und Droege sorgte für viele Lacher, demonstrierte dem Publikum aber gleichzeitig, wie ernst das Thema zu bewerten ist.
Diese Zweischichtigkeit, die neben der komödiantischen Seite von Ehestreitigkeiten auch die Gefahr des Sich-Auseinanderlebens enthält, machte den großen Reiz von Ursula Hauckes Stück aus. Die Stärke der Autorin zu bedeutungsschweren Dialogen, die aus scheinbar harmlosen Anlässen entstehen, stellte sie bereits mit der erfolgreichen Radio- und Buchreihe »Papa, Charly hat gesagt« unter Beweis.
Die Feier anlässlich Hannas und Konrads Hochzeitstages, den der Ehegatte natürlich vergessen hatte, fand in der Pause statt. Doch nachdem die Gäste gegangen waren, wurde der Dialog fortgeführt, und die Fronten verhärteten sich zusehends. Konrad kniff, wenn es um emotionale Probleme ging und bemerkte nicht, wie unglücklich seine Frau ist. Hanna wünschte sich anstatt ihres phlegmatischen, und bisweilen eifersüchtigen Ehemannes mehr Leben im Haus.
Beim Thema Liebe ist es schließlich ganz aus. Nachdem Hanna die entscheidende Frage stellte: »Würdest Du mich noch einmal heiraten?« und Konrad ihr keine Antwort gab, verließ sie entrüstet das Haus. Mit geheuchelter Ahnungslosigkeit brachte Gert Haucke das Problem dieser Ehe im zum Publikum gewandten Schlusssatz nochmals sehr gekonnt auf den Punkt: »Ich hab doch gar nicht nein gesagt.« Die 200 Zuschauer dankten mit reichlichem Applaus.

Artikel vom 18.12.2006