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»Entdecker, Forscher und
Denker in einer Person«

Projekt »Mit Kindern neu anfangen« geht weiter

Pr. Ströhen (WB). »Mit Kindern neu anfangen« - so ist die Initiative überschrieben, mit der die Landeskirche von Westfalen einen Perspektivwechsel in der gemeindlichen Arbeit eingeläutet hat. Der Kirchenkreis Lübbecke ist dabei eine der ausgewählten Pilotregionen.

Deshalb gab Präses Alfred Buß (wie berichtet) dazu den Startschuss mit einem großen Gottesdienst in Rahden. Die Pfarrkonferenz des Kirchenkreises tagte zu diesem Thema kürzlich in Pr. Ströhen und hatte als Referenten Hans-Martin Lübking, Leiter des Pädagogischen Instituts der Landeskirche, und beteiligt an der Konzeption von »Mit Kindern neu anfangen«, eingeladen.
Er verwies zunächst auf die große Resonanz der Auftaktveranstaltung in Rahden. Auf den unterschiedlichsten Wegen seien danach Anfragen eingegangen, die bewiesen hätten, dass es richtig gewesen sei, nach Rahden zu gehen.
Grob umriss er die Ziele des Projektes. Es gehe darum, die »religiöse Sozialisation von Kindern seitens der Kirche zu unterstützen«, und es den Eltern zu erleichtern, ihre Taufverantwortung wahrzunehmen. Das Projekt beginnt mit der Geburt und endet mit der Einschulung. 90 Prozent der Kinder eines Jahrgangs sollen erreicht werden und sie und die Eltern Begleitung erfahren. Mehr als 20 Hilfsmittel sind dazu in einem Koffer gepackt, die die Gemeinden ordern können.
Immer wieder wird an neuen Materialien gearbeitet. An aktuellem Infomaterial zum Beispiel, das künftig auch in Arztpraxen ausgelegt werden soll. Außerdem entstehe, betont Lübking, zur Zeit ein »Newsletter«, den die Gemeinden mit dem Koffer einkaufen.
Aus Sicht des Referenten steht das Projekt für einen dringend nötigen Mentalitätswandel, es solle einen Perspektivwechsel in der Gemeindearbeit einleiten. Der Focus ist dabei darauf gerichtet, die Kinder und deren Familien wieder dauerhaft an die Kirche zu binden und dafür zu sorgen, dass religiöse Sozialisation wieder Einzug in die Familien halte. Nicht ganz unerheblich ist sicherlich auch der Aspekt, »dass wir uns heute um die Kirchensteuerzahler von morgen kümmern müssen«, wie Lübking es formulierte.
Die Taufbereitschaft sei zur Zeit so hoch wie nie, erklärte er weiter - dies gelte für 90 Prozent eines Jahrgangs. Um dies dann in die Realität umzusetzen, bedürfe es eines Anstoßes von außen. Und, dies betonte Lübking nachdrücklich, nach der Taufe müsse weiterhin etwas passieren. Wie zum Beispiel ein Schreiben an die Familie zu jedem Tauftag, Kindergartengottesdienste, Elternabende zur religiösen Erziehung und vieles mehr. Lübking: »Kinder sind Entdecker, Forscher und Denker in einer Person. Kleine Kinder sind die wahren Bildungsbürger.«
Die wichtigen Weichenstellungen erfolgten in den ersten fünf bis sechs Jahren. In dieser Zeit soll »Mit Kindern neu anfangen« dafür sorgen, dass sie »Wurzeln bilden und Orientierung finden können.« Jedes Kind brauche ein breites Spektrum an Angeboten, dazu müssten Familien, Gemeinde und die Kirche als großes Ganzes beitragen. Denn: verlässliche Bindungen und Orientierung, so Lübking, »Wer soll ihnen die vermitteln, wenn nicht wir?«

Artikel vom 15.12.2006