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Pastor Michael Beening, Seelsorger in Dielingen.

Bürger können in den Räumen feiern

Anmieten ab sofort möglich - »Raum für Gemeinde« informiert - Konzept beeindruckt

Von Dieter Wehbrink
Dielingen (WB). Hans-Peter Knoll machte aus seiner Begeisterung keinen Hehl. »Das ist heute Abend eine überwältigende Teilnehmerzahl. Ich freue mich riesig über das Interesse«, sagte der Vorsitzende von »Raum für Gemeinde«.
Eckehard Borchardt, zweiter Vorsitzender.

Der mittlerweile 775 Mitglieder zählende eingetragene Verein hat zum 1. November das Gemeindehaus Dielingen von der Kirche übernommen (wir berichteten). Der Vereinsvorstand informierte am Dienstag über den aktuellen Stand - und beeindruckte die Anwesenden mit einem von A bis Z durchdachtem Konzept.
Demnach dürfen die kirchlichen Gruppen einschließlich des Gemeindebüros das Haus in den nächsten zehn Jahren kostenlos nutzen. Eine weitere wichtige Botschaft: Privatleute, Institution und Vereine können das Gemeindehaus - es soll diesen Namen behalten - ab sofort für Veranstaltungen und Feste mieten. Kontaktperson ist Hans-Peter Knoll (Tel. 0 54 74/5 91). Ansprechpartnerin im Haus ist Angela Rott, die »alte und neue« Hausmeisterin.
Die Einnahmen aus den Veranstaltungen sollen dazu beitragen, einen Teil der jährlichen Unterhaltskosten von 20 000 Euro zu decken.
Wie Hans-Peter Knoll erläuterte, berechnet der Verein für den 115 Quadratmeter großen Hauptsaal, der den Namen »Stemwede« erhielt, 65 Euro (55 für Mitglieder). Der kleinere Raum mit 66 Quadratmetern kostet 35 Euro (30 für Mitglieder).
Das 85 Quadratmeter große Untergeschoss soll ebenfalls 65 Euro (60 für Mitglieder) kosten. Auch kleinere Räume, mit dem Namen »Reiningen«, »Drohne« oder »Stemshorn« versehen, stehen Interessenten zur Verfügung.
Eine Rolltheke von vier Metern Länge ist bereits bestellt. Für Getränke sorgt der Verein nicht, weil er keine Schankkonzession besitzt. Sie können vom Gastgeber mitgebracht oder bei einem Wirt oder Getränkehändler in Auftrag gegeben werden.
Für Beerdigungskaffeetrinken hat sich der Verein einen Vollservice ausgedacht, der sechs Euro pro Gast kostet. Wer Eigenleistung erbringt (Nachbarschaftshilfe), zahlt lediglich fünf Euro pro Person.
Ewald Sandmöller ist der Bau-Fachmann im Vorstand. »Wir sind froh, dass wir das Haus nach langen, nicht immer aussichtsreichen Verhandlungen doch noch kaufen konnten«, sagte er. »Doch die Welt ist noch lange nicht in Ordnung. Es wird viel Arbeit machen, das Gebäude in Schuss zu bringen. Da ist eine ganze Menge ehrenamtlicher Arbeit gefragt.« Auch Ewald Sandmöller legte ein schlüssiges Konzept vor, das viel Anerkennung erhielt. Ein erster größerer Arbeitseinsatz wird am Samstag, 6. Januar, mit der Rodung von Schwarzkiefern stattfinden. Die Wurzeln der Bäume haben die Drainage verstopft.
Bereits abgedichtet wurde das Dach, durch das es kräftig durchgeregnet hatte. Wie Sandmöller berichtete, soll nach Möglichkeit (wenn das Geld vorhanden ist) die Dachkonstruktion erneuert werden. »Das Dach wird zwar wieder flach, bekommt aber ein leichtes Gefälle und führt das Wasser statt nach innen nach außen ab. Außerdem können wir mit dem flachen Dach die große Lichtkuppel im Flur erhalten«.
Auch die Akustik-Platten im Innenraum sollen wieder in Ordnung gebracht werden. Der Posaunenchor probt zurzeit auf dem Flur. Die 100 neuen Platten müssen allerdings auf das passende Maß zurecht geschnitten werden. Helmut Schwarze hat sich bereit erklärt, diese mühselige Arbeit zu übernehmen.
Die Fenster sind vor zehn Jahren zum letzten Mal behandelt worden - dementsprechend war ihr Zustand. Die Tischler-Experten Friedrich Lindemann und Jürgen Paul haben sich die Fenster bereits angesehen, Sanierungspläne geschmiedet und erste Ausbesserungen vorgenommen.
Ewald Sandmöller betonte, dass sich der Verein auch um die Brandschutzbestimmungen kümmern werde. Das Haus unterliege der Versammlungsstätten-Verordnung, und da seien - funktionstüchtige - Notleuchten, Feuerlöscher, Feuer hemmende Türen und Fluchtwege vorgeschrieben.
»Auf dem Außengelände warten Unebenheiten im Pflaster, defekte Abflüsse und nicht funktionierende Drainage auf Abhilfe«, sagte Sandmöller. »Das alles ist eine große Herausforderung. Wir benötigen viele ehrenamtliche Helfer und müssen mit Firmen sprechen, um möglichst günstig an Material heranzukommen.«
Am 29. Dezember erhält das Gemeindehaus eine neue, 1000 Euro teure Schließanlage mit Haupt- und Nebenschlüsseln. Am 30. Dezember gibt Ewald Sandmöller die Schlüssel an die kirchlichen Gruppen aus - gegen Unterschrift: »Wir mussten hier handeln, weil doch viele Schlüssel unterwegs waren und wir nicht genau wussten, wer alles Zugang zum Gebäude hat. Wegen der neuen Konzeption dürfen wir kein Risiko eingehen.«
Wert legen will der Verein auch auf eine saubere Darstellung des Parkplatzes, der immer wieder von Jugendlichen verschmutzt wird. Kurt Tiemann und Willi Wortmeier haben sich bereit erklärt, regelmäßig zum Besen zu greifen. Pastor Michael Beening machte seinem Ärger Luft. »Es ist traurig, dass ältere Mitbürger den Dreck von jungen Menschen beseitigen müssen.«
Der Seelsorger überreichte dem Vorstand am Dienstag einen Scheck in Höhe von 7324,90 Euro. Das Geld stammt aus dem freiwilligen Kirchgeld 2004 und 2005 (6385 Euro) sowie aus Dankgaben und Kollekten (939 Euro). Beening stellte angesichts der Mängel klar, dass das Presbyterium in den Vorjahren keineswegs »geschlafen« habe. »Uns lag sehr daran, die - sichtbaren - Mängel zu beseitigen«.
Aber die Kirche hatte kein Geld. Sie nahm das Haus immer stärker aus der Finanzierung, weil die Schließung und der Abriss wohl schon angedacht war.«
Eckehard Borchardt, der zweite Vorsitzende von »Raum für Gemeinde«, appellierte an die Bürger: »Dieses Haus benötigt jetzt viele Veranstaltungen, denn wir benötigen die Einnahmen. Borchardt regte an, auch kulturelle Veranstaltungen in das Gemeindehaus zu holen.

Artikel vom 14.12.2006