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»Wir operieren nur die härtesten Fälle«

Bünder Chirurg Dr. Emmanouilidis medizinisch für das Hammer Forum in Eritrea aktiv

Von Hilko Raske
Kreis Herford (HK). In Eritrea hätte es keine Chance gehabt - das sechs Tage alte Mädchen, das mit unvollständiger Speiseröhre geboren wurde. Dass es weiterleben kann, verdankt es Ärzten des Hammer Forums. Diese Organisation hilft Kindern in Kriegs- und Krisengebieten. Der Bünder Chirurg Dr. Theophylaktos Emmanouilidis war nun für das Hammer Forum im Einsatz, operierte unter anderem den Säugling.

Zwei Wochen hielt sich der ehemalige Bünder Chefarzt im afrikanischen Staat auf, operierte mit seinem Team innerhalb von zwei Wochen 53-mal, nahm außerdem 127 Untersuchungen vor. »Es waren alles ausgesucht schwierige Fälle, die wir medizinisch versorgt haben«, erinnerte sich der Bünder Mediziner.
So auch der Säugling, der keine Nahrung aufnehmen konnte. Ein künstlicher Zugang zum Darm wurde durch den Magen gelegt, ermöglicht nun die Zufuhr von Nahrung. In Bremen soll das Kind abschließend operiert werden und dann eine intakte Speiseröhre erhalten. »Ansonsten müsste es verhungern«, erklärte der Chirurg.
Das Hammer Forum unterhält in der eritreischen Hauptstadt Asmara einen Kliniktrakt mit drei OP-Sälen, eine Station für Verbrennungsopfer, eine Intensivstation für Frühgeburten und eine ganz neu eingerichtete Geburtshilfe. »Dieser Bereich ist optimal ausgestattet«, freute sich Dr. Emmanouilidis, der inzwischen von seinem Einsatz in Afrika wieder nach Bünde zurückgekehrt ist. Im Gegensatz dazu stehe die staatliche medizinische Versorgung der Ärmsten in Eritrea. »Es gibt ein Armenhospital, das man nur als Kloake bezeichnen kann. Die Zustände dort sind einfach erschreckend.« Bis zu 18 Patienten wurden dort auf einem Zimmer liegen - und die ganze Familie sei mit dabei. Es gebe zwar auch ein staatliches Krankenhaus, das von der Volksrepublik China errichtet wurde, und sogar eine staatliche Privatklinik. »Das ist aber nur etwas für Vermögende«, kritisierte der Mediziner. Normale Eriträer, die in etwa 25 Euro pro Monat verdienen, könnten sich diese Behandlungen gar nicht leisten.
Gerade wieder daheim, plant der Chirurg schon seinen nächsten Einsatz. Der führt ihn am 6. Januar Richtung Jemen, wo das Hammer Forum seit Jahren aktiv ist.
Doch bis dahin organisiert Dr. Emmanouilidis den reibungslosen Ablauf dieser Aktion. Dazu gehört unter anderem die »Rekrutierung« von deutschen Krankenhausbetten für die Fälle, die vor Ort nicht dauerhaft behandelt werden können.
Das Hammer Forum finanziert sich nur über Spenden. Wer seine Arbeit unterstützen möchte, kann eine Spende auf folgendes Konto überweisen: Konto 150731300, Bankleitzahl 49490070 (Volksbank), Stichwort: Hammer Forum.

Artikel vom 14.12.2006