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Hauptschule geht neue Wege

Mit Kooperationspartnern Ausbildungsplatz zur Hauswirtschafterin geschaffen

Verl (ehl). Ein Sprichwort besagt, dass viele Köche den Brei verderben. Manchmal aber ist es auch umgekehrt - so wie bei der Ausbildung von Annika Weichenhan zur Hauswirtschafterin. Denn ohne das Zutun vieler »Köche« gäbe es ihre Lehrstelle gar nicht.

Dass die 18-Jährige durch einen Ausbildungsplatz in der Hauptschule Verl ihren langjährigen Berufswunsch verwirklichen kann, wurde durch einen Verbund mehrerer Partner möglich. Initiatorin war die Stiftung Radwerk, die sich insbesondere die Qualifizierung und Unterstützung von Jugendlichen auf ihrem Weg in die Berufswelt auf die Fahnen geschrieben hat. Sie hatte angeboten, die Förderung für die Ausbildungsstelle zu übernehmen. Verwirklicht werden konnte die Idee jedoch nur durch eine enge Kooperation, an der neben der Stiftung Radwerk und der Hauptschule Verl die Gemeinde Verl als Schulträger, das Kolping-Berufsförderungszentrum Gütersloh und das Droste-Haus beteiligt sind.
Wie funktioniert das Ganze nun? Ihren Ausbildungsplatz hat Annika Weichenhan in der Hauptschule. Dort bereitet Hauswirtschaftsmeisterin und Ausbilderin Hildegard Dresselhaus im Auftrag des Droste-Hauses, das Träger der 13+-Nachmittagsbetreuung ist, täglich ein frisches Mittagessen für rund 100 Schüler zu. Dabei kommt es der Hauptschule nicht nur darauf an, die Schüler satt zu bekommen, sondern es geht auch darum, den Alltagswert von gesunder Ernährung und hauswirtschaftlicher Arbeit sowie gute Tischmanieren zu vermitteln. Ein Konzept, das die zuständige Landwirtschaftskammer überzeugte, die Schule als Ausbildungsstelle anzuerkennen.
Für die Inhalte, die nicht in der Schule abgedeckt werden können sowie die Ferienzeit konnte ein weiterer Partner als Träger der Ausbildungsstelle gewonnen werden: das Kolping-Berufsförderungszentrum in Gütersloh.
Bei der feierlichen Übergabe des Ausbildungsvertrags an Annika Weichenhan gestern Vormittag dankte Schulleiterin Maria Lindner allen Beteiligten und hob hervor: »Diese Feierstunde ist etwas Besonderes. Denn mir ist keine andere Schule bekannt, die als Ausbildungsstelle anerkannt ist.« Unter den Partnern, die Maria Lindner auf die Bühne holte, war auch Übergangscoach Monika Schandelle, die maßgeblichen Anteil an der Zusammenführung dieses komplexen Verbundes von Kooperationspartnern hat.
Annika Weichenhan, ehemalige Schülerin der Hauptschule, wird nun drei Jahre lang alles lernen, was eine Hauswirtschafterin wissen und können muss. Bis zur Vertragsübergabe sei es kein leichter, sondern ein mühevoller Weg mit viel Bürokratie gewesen, merkte Maria Lindner an. Doch es habe sich gelohnt, denn nun habe ein junger Mensch mehr die Chance, eine Ausbildung zu machen.
Auch Rainer Palsherm vom Kolping-Berufsförderungszentrum betonte, er sei froh über jeden zusätzlichen Ausbildungsplatz. Er warb dafür, öfter ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen, denn dann lasse sich eine ganze Menge bewegen.

Artikel vom 14.12.2006