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Marcel Bohnenkamp (l.) stellte die Mission gestern vor. Das Startteam besteht aus Annegret Spilker, Fabian Terwesten, Jonard Degener und Norbert Velser.

»Missionare« helfen weiter

Anlaufstelle im Bahnhof neu eröffnet - keine Essensausgabe

Herford (man). Wer sich auf dem Herforder Bahnhof nicht zurechtfindet, muss nicht verzweifeln. Seit gestern sind die Mitarbeiter der Bahnhofsmission zur Stelle, wenn dem Reisenden der Schuh drückt oder die Geldbörse abhanden gekommen ist. In der ersten Phase ist das Gebäude am Gleis 1 in der Zeit von 13 bis 18 Uhr besetzt.

Vorbei ist die Zeit, als die Bahnhofsmission eine kleine Welt voller Schmalzbrote war. Das war vor zehn Jahren anders, als die Einrichtung auf dem Herforder Bahnhof wegen fehlender Gelder geschlossen werden musste. Irgendwann hatte sich das Ess-Angebot herumgesprochen - und die beiden kleinen Räume am Gleis 1 wurden zur beliebten Anlaufstelle. Das könne die Bahnhofsmission eindeutig nicht leisten, betont Marcel Bohnenkamp, Leiter der Bielefelder und Herforder Einrichtung. Doch zum Glück befinde sich der Sozialberatungsdienst des Diakonischen Werkes nicht weit vom Bahnhof entfernt, erläutert Diakonie-Geschäftsführer Christian Lümkemann. Bohnenkamp hebt die Vermittlungsfunktion hervor: »Wir vermitteln die Menschen ins soziale Netz.« Was bedeutet, dass, falls erforderlich, auch Adressen für hungrige Mägen genannt werden.
Das Zielpublikum wird weit gefasst, indem man den Begriff des Reisenden auch metaphorisch auslegt. Damit sei nicht nur der Zugreisende gemeint. Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, können die Unterstützung in Anspruch nehmen. »Wir helfen zum Beispiel auch am Fahrkarten-Automaten«, sagt Bohnenkamp. Oder wenn jemand auf dem Fahrplan seine Zugverbindung nicht findet. Und wenn alle Stricke reißen, sind die Mitarbeiter der Mission sogar befugt, Hilfsbedürftige im Regionalzug zu begleiten.
Träger des Angebotes ist der Evangelische Gemeindedienst im Johanneswerk in Bielefeld. Ein Jahr lang hatten die Verantwortlichen getestet, ob es in Herford für die Neuauflage der Mission einen Bedarf gibt. Bohnenkamp dazu: »Es zeigte sich, dass viele ältere Menschen das Angebot gerne nutzen.« Herford sei bundesweit die einzige neueröffnete Bahnhofsmission. Es sei gelungen, den Betrieb ausschließlich durch ehrenamtliche Mitarbeit und im Rahmen gemeinnütziger Arbeit zu gestalten.

Artikel vom 14.12.2006