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Kurzer Weg zurück
in Schoß der Kirche

Wiedereintrittsstelle übertrifft alle Erwartungen

Herford (bex). Die Wiedereintrittsstelle des Kirchenkreises hat im ersten Jahr alle Erwartungen übertroffen. »Wir hatten mit maximal 50 Wiedereintritten gerechnet. Jetzt sind es schon 100«, sagt Pfarrer Dr. Olaf Reinmuth.

Nur 15 bis 20 Minuten dauert der Verwaltungsakt in der Eintrittsstelle im Herforder Frühherrenhaus, eine von 22 der Landeskirche: Ein Antragsformular wird ausgefüllt, als Geschenk gibt es eine Bibel. Die Beweggründe werden nur kurz angesprochen. »Niemand muss sich hier erklären«, betont Reinmuth. Das ist einer der Gründe, warum die im Advent 2005 eröffnete Einrichtung so erfolgreich ist. 54 Frauen und 46 Männer sind seitdem (wieder) in die evangelische Kirche eingetreten, zuletzt am Freitag ein Ehepaar aus Spenge. Durch die Wiedereintrittsstelle hat sich der Zulauf zur evangelischen Kirche verdoppelt: Wurden 2005 insgesamt noch 100 Neumitglieder begrüßt, sind es in diesem Jahr etwa 200. Denn nach wie vor kann auch in jeder Gemeinde ein Wiedereintritt beantragt werden, über den dann das Presbyterium zu entscheiden hat.
»Schlechte Erfahrungen mit der Kirche und die Kirchensteuer sind Gründe, warum die Antragsteller einst ausgetreten waren«, erläutert Reinmuth. Anstehende Hochzeiten und Taufen sowie der Nachweis einer Kirchenzugehörigkeit zum Arbeitsbeginn bei einem kirchlichen Arbeitgeber sind weitere Gründe. »Es ist aber vielfach auch das Bemühen, etwas wieder in Ordnung zu bringen, mit sich selbst ins Reine zu kommen.« Dies Bestreben scheint bei älteren Menschen stärker ausgeprägt zu sein: 31 der 100 sind 61 bis 70 Jahre alt - die mit Abstand am stärksten vertretene Altersgruppe bei den Wiedereintritten.
75 der 100 Antragsteller waren zuvor bereits einmal Mitglied der evangelischen Kirche, 25 hatten anderen Konfessionen angehört. Darunter sind auch 16 Katholiken. »Bei ihnen zeigt sich die zunehmende Protestantisierung der Glaubensvorstellungen. Die Leute wollen sich ihr eigenes Bild vom Glauben machen.« Noch wird die Eintrittsstelle vor allem von Herforder Bürgern in Anspruch genommen (60), doch in letzter Zeit kämen immer mehr Antragsteller aus dem Umland (36). Weitere vier kommen von außerhalb des Kirchenkreises.
Unter dem Strich hat aber auch die Eintrittsstelle in der Petersilienstraße den Mitgliederschwund nicht stoppen können: In diesem Jahr sind bereits 470 Menschen aus dem Kirchenkreis (139 000 Gläubige) ausgetreten.

Artikel vom 14.12.2006