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Von Mitschülerinnen
schwer verprügelt

Gewalt an Schulen: 16-Jährige in Krankenhaus

Von Manfred Schraven
Paderborn (WV). Das war kein Nikolaus-Streit. Eine 16-jährige Schülerin der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule ist am 6. Dezember von drei Mitschülerinnen krankenhausreif geschlagen worden. Rund 40 Schüler sahen zu. Statt zu helfen, schossen sie Bilder von der Prügelei und schickten die an Freunde.

Die Polizei, die nicht zuletzt aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Details an die Öffentlichkeit brachte, ermittelt gegen die drei Schülerinnen wegen gefährlicher Körperverletzung. Das bestätigte der Pressesprecher der Polizei Michael Biermann gestern auf Anfrage. Das offensive Auftreten der Eltern in der Öffentlichkeit habe den Sachverhalt dermaßen nach vorne getrieben, dass jetzt auch die Polizei Stellung bezieht, zeigt Biermann zwar Verständnis für die Eltern, bedauert aber das »Bloßstellen« der Tochter in der Öffentlichkeit. Nach diesem Rummel sei die Wiedereingliederung des Mädchens in den normalen Schulbetrieb sicherlich schwerer geworden, befürchtet der Polizeisprecher. Biermann wörtlich: »Es ist ein schlimmer Sachverhalt, der sich im Umfeld der Gesamtschule am Kaukenberg ereignet hat, aber kein Einzelfall.« Zurzeit liefen mehrere aktuelle Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit »Gewalt an Schulen« im Kreis Paderborn. Die Bandbreite reiche von Verdacht der Nötigung über Körperverletzung bis Raub und Erpressung. Vereinfacht: Gib mir mal dein Handy, sonst kriegst Du was aufs Maul! Ob das auch der Hintergrund der Prügelei auf einem Fußweg am Peckelsheimer Weg war, kann nur vermutet werden. Das Opfer hat dagegen öffentlich zugegeben, dass es zu gegenseitigen Beleidigungen gekommen sei. Die Mutter, die gestern noch im Rundfunk schwere Anklagen in Zusammenhang mit der »Gewalt an Schulen« erhob, wollte gestern gegenüber dieser Zeitung keine Stellungnahme mehr abgeben.
Auch Schulleiter Detlef Strauß hielt sich mit Erklärungen weitgehend zurück. Nur soviel: Er habe die Eltern der Schülerin über die Prügelei informiert. Die hätten Strafanzeige gestellt. Deren öffentlichen Auftritt bedauert der Schulleiter allerdings als »nicht angemessene Reaktion«. Die drei prügelnden Schülerinnen hätten in individuellen Gesprächen ihr Fehlverhalten eingeräumt und wären bemüht, ihre Tat wieder gut zu machen, betonte Strauß.

Artikel vom 14.12.2006