14.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Anerkennenden Applaus gab es nur von den Genossen

Bundesministerin Ulla Schmidt verteidigte die Gesundheitsreform - Ärzte und Apotheker eher kritisch

Von Franz-Josef Herber (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Kreis Paderborn/Bad Lippspringe (WV). Wann hat ein Gesundheitsminister schon einmal die höchste Sicherheitsstufe genossen? Die Auftritte dieser Politiker gerieten in der Vergangenheit häufig zu Randerscheinungen.

Das ist anders geworden, seitdem es die Gesundheitsreform und Ulla Schmidt gibt. Davon konnten sich gestern Abend im Parkhotel von Bad Lippspringe rund 250 Besucher überzeugen. Zu einer Blitz-Visite war die SPD-Ministerin auf Einladung der heimischen Bundestagsabgeordneten Ute Berg zur »Fraktion-vor-Ort«-Veranstaltung gekommen. Großes Sicherheitsaufgebot und gepanzerte Limousine unterstrichen, dass Schmidt derzeit nicht gerade zu den beliebtesten Politikern des Landes gehört.
Deshalb versuchte sie auch sofort die Emotion aus der Diskussion herauszunehmen. Und war der Beifall zu Beginn noch eher höflich, war später aus dem Applaus doch auch Anerkennung herauszuhören. Zumindest bei den roten Parteigenossen. Ärzteschaft und Apotheker blieben kritisch und verschonten Ulla Schmidt auch nicht mit unangenehmen Fragen. Der Ministerin blieb naturgemäß nichts anderes übrig, als für die Gesundheitsform zu werben. Medizinischen Fortschritt gebe es nun einmal nicht zum Nulltarif, die immer ältere werdende Bevölkerung brauche intensivere Behandlungen, die mehr Geld kosteten, das Gesundheitswesen lebe davon, dass möglicherweise Gesunde zahlen, um Kranke zu heilen, kosten- und gesundheitsbewusstes Handeln müsse belohnt werden, das Ziel sei schuldenfreie Kassen bis zum Jahr 2009, eine neue Ärztehonorierung - nur einige Schlaglichter aus dem Gesetzesentwurf einer Gesundheitsreform, die Schmidt zwar nicht als den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen CDU und SPD ansieht, aber immerhin als tragbaren Kompromiss.
Bleiben die Bedenken der Ärzte: Sie forderten auch gestern die Mengenbegrenzungen ihrer Leistungen aufzuheben und setzten sich für die einheitliche Versorgung ein, damit die freie Arztwahl nicht eingeschränkt werde.
Während diese Proteste aus der Versammlung vernünftig rüberkamen, hatte die Wahlinitiative »Arbeit & soziale Gerechtigkeit« einen rabenschwarzen Abend erwischt: Zum einen war zu ihrer groß angekündigten Demonstration gerade mal ein knappes Dutzend »Sympathisanten« gekommen, dann hatte Dieter Bursch aus Bad Lippspringe die Demo auch noch für einen falschen Ort angemeldet und schließlich konnten sie auch ihr Flugblatt nicht verteilen: Sie hatten den falschen Flyer eingepackt. Dumm gelaufen...(Politik)

Artikel vom 14.12.2006