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Herrliche Rippe - unvergessener Heringssalat

Noch viele Erinnerungen an die Küchenleiterin Waltraud Strehlow - Hausmannskost

Von Elke Bösch
Rahden (WB). »Diese Schweinerippe, einfach herrlich.« Noch heute gerät Chefarzt Dr. Dierk Schulte ins Schwärmen, wenn er an die Kochkünste von Küchenchefin Waltraud Strehlow zurückdenkt.

»Damals standen in der Kantine noch Schüsseln auf dem Tisch und wir konnten alles probieren. Das war noch richtige Hausmannskost. Portionen gab es nicht. Sogar der Kuchen wurde selbst gebacken und manchmal auch Marmelade gekocht. Frau Strehlow hat die Hausmeister zum Obstpflücken auf die Bäume am alten Kapitänshaus geschickt«, schmunzelt Schulte. »Richtig gut bekocht fühlten sich Patienten und Personal.« Auch Besucher von außerhalb, die aus beruflichen Gründen ins Krankenhaus kamen, schätzten das Essen. Günter Koslowski, ehemals Stadtdirektor in Rahden, arbeitete zuvor beim Regierungspräsidenten. Er erzählte, dass bei Rundfahrten zu den Krankenhäusern sein Detmolder Chef es immer so einrichtete, dass er zum Mittagessen in Rahden war.« Und auch Schultes Vorgänger Dr. Richard Behre kann sich noch sehr gut an Waltraud Strehlow erinnern. Er teilte die Vorliebe der Patienten für den roten Heringssalat zu Weihnachten. »Es war hervorragend. Die Küche war wunderbar und trotzdem sparsam.«
»Das Geheimnis der Schweinerippe liegt in der Füllung. Da kamen Backpflaumen rein«, verrät Waltraud Strehlow schmunzelnd. Die heute 81-Jährige leitete von 1956 bis 1985 die Küche im Rahdener Krankenhaus. Und als sie dort ihre Stelle antrat, war alles ganz anders. »Meine Helferinnen waren fast alle junge Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren, die noch die Berufsschule besuchten«, erzählt die alte Dame. »Die Mahlzeiten haben wir in Warmhaltebehältern auf die Stationen gebracht und die Schwestern teilten es auf. Damals konnten im Krankenhaus 160 Betten belegt werden und das Personal kam noch dazu. Wir hatten viel Arbeit, und es war schwierig, Mitarbeiter zu finden. Trotzdem hat das Essen gut geschmeckt«, erzählt Strehlow, die noch mit der heutigen Leiterin Anita de Passy zusammenarbeitete. Auch de Passy und ihr Team werden immer wieder für ihre Speisen hoch gelobt.
Immer Pfingsten wurde es besonders arbeitsreich. Dann nämlich wurden Patienten und Personal, etwa 180 Personen, von Strehlow mit frischem Spargel verwöhnt. »Ungefähr fünf Stangen für jeden mussten geschält werden, 900 ungefähr jedes Jahr. Das dauerte«, schmunzelt die rüstige Rentnerin. »Viel Arbeit und bedeutend mehr Stunden in der Woche fielen an. Aber es war gemütlich und hat Spaß gemacht.«
Dass jetzt nicht mehr gekocht, sondern nur noch »regeneriert« werden soll, beurteilt sie mit Skepsis. Bislang hat ihr nach Ende ihrer Laufbahn auch als Patientin in Rahden das Essen aus der Küche von Anita de Passy immer gut geschmeckt. Ob das so bleibt? »Wenn ich das nächste Mal auf der Station liegen sollte, dann bringt mir meine Nachfolgerin bestimmt einen ÝDoppenÜ mit Selbstgekochtem, ist Strehlow überzeugt, dass irgendeiner wohl einen »Henkelmann« für sie füllt.

Artikel vom 15.12.2006