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Garant für gute Qualität
und ein leckeres Essen

In der Krankenhausküche wird bald »regeneriert« statt gekocht

Von Elke Bösch (Text und Fotos)
Rahden (WB). Jahrzehntelang garantierte die Küche im Rahdener Krankenhaus Qualität und gutes Essen. Jetzt werden die Kessel abgestellt. Von Januar an liefert das Klinikum Minden »warme Mahlzeiten«.

Damit geht eine Ära zu Ende. Zwar wird die Küche nicht geschlossen, aber es wird nicht mehr gekocht. Gekühlt erreicht das Essen aus Minden das Rahdener Haus. »Bei uns wird es dann regeneriert, so der Fachbegriff«, erzählt Küchenleiterin Anita de Passy. »Wir verteilen auch weiterhin zum Beispiel frische Brötchen, geben das angelieferte Essen aus und versorgen Personal und die Kindertagesstätte ÝAm KrankenhausÜ sowie die Kindergärten ÝSonnenstrahlÜ und ÝBärenhöhleÜ Eigentlich sollten wir schon gar nicht mehr da sein. Zurzeit allerdings bereiten unsere 15 Mitarbeiter, die in Voll- oder Teilzeit tätig sind, selbst noch alle Mahlzeiten für Patienten, Personal und Kindergärten zu«, erzählt Anita de Passy. Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Abendbrot gebe es täglich noch frisch aus der Küche.
Etwa 90 Patienten, 60 Mitarbeiter und 45 Mädchen und Jungen aus den Kindergärten wollen versorgt sein. Die Arbeit beginnt um 6 und endet um 14 Uhr. »Heute gibt es Weißkohleintopf oder Schweinegulasch mit Mischgemüse und Salzkartoffeln. Zum Fest erhalten Patienten und Personal etwas Besonderes. Auf der Speisekarte steht in diesem Jahr vermutlich Entenbrust mit Rotkohl«, berichtet die Küchenchefin, die staatlich geprüfte Wirtschafterin ist und seit fast 40 Jahren im Rahdener Krankenhaus arbeitet. Die Leitung der Küche übernahm sie 1986. Zurzeit besteht ihre Abteilung aus einer stellvertretenden Küchenleiterin, zwei Diätassistentinnen, einer Köchin, einer Wirtschafterin und Küchenhelferinnen.
Es sind enorme Mengen, die dieses Team, täglich kocht. Und angesichts dieser Mengen ist es nicht leicht, immer richtig zu schätzen, ob die Größenordnung richtig ist. »In den großen Schnellkochkesseln ist keine Messtabelle angebracht. Wenn aber täglich zehn Liter zu viel zubereitet wird, muss viel weggeworfen werden und man landet schnell in den roten Zahlen. Deshalb habe ich nachgedacht und Messstäbe anfertigen lassen. Jetzt kommt es mit den Portionen immer in etwa hin.
Doch diese Messstäbe gehen jetzt wohl mit den riesigen Schneebesen und den vielen Kochlöffeln in den Ruhestand. Das Kochen übernimmt nämlich die Küche im Haus eins des Klinikums Minden. »Kostengründe haben uns dazu veranlasst, die Rahdener Küche zu schließen. Der Vorhalt des Mindestpersonals ist sehr teuer«, betont Reinhard Meyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Klinikverbundes (AöR). Der Termin habe sich allerdings wegen der Verhandlungen mit dem Betriebsrat verzögert. »Vermutlich im Januar stellen wir das System um«, kündigt Meyer, auch Geschäftsführer der Speisenservice GmbH an. Fest stehe dass ein Teil des Personals in Rahden bleibe. »Einige Kolleginnen werden nach Lübbecke oder Minden versetzt.« Die Zentralisierung bringe erhebliche Synergieeffekte und senke die Kosten. »Schon jetzt beliefert in Minden das Klinikum I auch das Haus II mit Essen. Wir haben mit dem so genannten ÝCook & Chill-SystemÜ schon gute Erfahrungen gesammelt. Das Essen wird in Minden vorbereitet, gekocht, schockgekühlt, portioniert und tablettiert. Das heißt, Suppe, Salat, Hauptgericht kommen auf ein Tablett. Nach diesem Prinzip arbeiteten zum Beispiel auch die Fluglinien«, beschreibt Meyer die Pläne. Im Oktober 2007 geht die Zentralküche im Neubau in Minden - noch vor dem Umzug der anderen Abteilungen - ans Netz. Diese Einrichtung werde dann die beiden »alten Häuser« in Minden und das Krankenhaus Rahden versorgen. Später käme auch das Krankenhaus Lübbecke dazu.

Artikel vom 15.12.2006