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Filmstar zeigt
Paderborn: So
bleiben wir jung

Marianne Koch im Computermuseum

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Sie spielte neben Heinz Rühmann, Curd Jürgens, Clint Eastwood und Gregory Peck und gilt als Lichtgestalt der deutschen Filmgeschichte. Nach mehr als 70 Filmen hat Marianne Koch allerdings der Leinwand längst den Rücken gekehrt. Gestern gab die 75-jährige Münchenerin in Paderborn Tipps zum »Jung bleiben, auch wenn man älter wird«.

Im größten Computermuseum der Welt im Paderborner Heinz-Nixdorf-Forum (HNF) mit der Sonderausstellung »Computer.Medizin« (schon 16 000 Besucher) bewies Marianne Koch, dass ihr Leben als Ärztin die eigentlich wichtigste Rolle ihres Lebens spielt. Ihre Botschaft zum »Paderborner Jungbrunnen«: feste Knochen, geschmeidige Gelenke, starke Muskeln und aktive Gehirnzellen. Körper und Geist bräuchten ständig Übung, um die Altersunbeweglichkeit möglichst lange hinauszuschieben. Marianne Koch kehrte in Paderborn ihre starke mediziniche Leidenschaft heraus: »Halten Sie Ihren Verstand auf Trab«, riet sie den mehr als 500 Zuhörern im HNF-Saal.
Dabei hatte die Tochter eines Kaufmanns und einer Pianistin ihr Medizinstudium als 19-Jährige zunächst abgebrochen, um ohne eine einzige Stunde Schauspielunterricht eine nahezu beispiellose Film- und Fernsehkarriere zu starten. In Filmen wie »Die Landärztin« (1958) eroberte Marianne Koch als »das liebe Mädchen« die Herzen eines Millionenpublikums. Für ihre Charakterrolle in »Des Teufels General« (1955) an der Seite von Curd Jürgens wurde die Mutter von zwei Söhnen mit dem Bundesfilmpreis und dem Goldenen Bambi ausgezeichnet. Als Journalistin erhielt die TV-Moderatorin 1976 den Grimme-Preis.
Trotz internationaler Filmerfolge wie im Italo-Western »Für eine Handvoll Dollar« (1965) mit Clint Eastwood blickt der Film- und Fernsehstar Marianne Koch heute eher mit gemischten Gefühlen auf ihre Schauspielerkarriere zurück. Nach 20-jähriger Ehe trennte sich Marianne Koch von ihrem Ehemann und machte auch Schluss mit der Schauspielerei.
Als 40-Jährige nahm die spätere Bundesverdienstkreuzträgerin (2002) ihr Medizin-Studium wieder auf und fand ihre wahre Berufung: Sie arbeitete von 1974 bis 1997 als Internistin in ihrer eigenen Praxis in München. Die Präsidentin der Deutschen Schmerzliga, die zwischenzeitlich auch noch Fernseh-Shows und Gesundheitsmagazine im Radio moderierte oder in Robert Lemkes Rateteam beim »Heiteren Beruferaten« brillierte, ist Medizinerin aus Leidenschaft.
Das spürte gestern auch das Paderborner Publikum im Computermuseum, das von der Deutschen Bank unter 1200 Bewerbungen als Mit-Gewinner der Veranstaltungsreihe »365 Orte im Land der Ideen« ausgezeichnet worden war.

Artikel vom 13.12.2006