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Sicher über die Straße kommen

Sandra Wiechmann ist Schülerlotsin - Ausbildung beim Kommissariat Vorbeugung

Von Julia Lüttmann
Lenzinghausen (SN). Am Anfang war sie noch etwas schüchtern, doch jetzt stellt sich Sandra Wiechmann selbstbewusst auf die Straße, streckt den Autofahrern die Kelle entgegen und winkt die Kinder über die Straße. Die Spengerin ist seit drei Monaten Schülerlotsin und sorgt dafür, dass die Grundschüler in Lenzinghausen sicher über die Wertherstraße kommen.

Besonnenheit und Aufmerksamkeit sind die wichtigsten Eigenschaften, die eine Schülerlotsin mitbringen muss, das hat Sandra Wiechmann schnell erkannt. Denn wenn die Kinder zur Schule oder nach Hause wollen haben sie es immer eilig. Sandra Wiechmann, deren Tochter selbst die Grundschule Lenzinghausen besucht, muss dann immer ganz genau hinschauen - und wenn es sein muss, auch einmal ein Kind festhalten.
Die theoretischen und praktischen Grundlagen für ihre Tätigkeit hat die Spengerin in einer Ausbildung beim Kommissariat Vorbeugung gelernt. »Nicht in den fließenden Verkehr eingreifen« und »einen Abstand von 80 bis 100 Metern zu den Autos einhalten« sind die wichtigsten Regeln. Zwei weitere gab ihr Christa Wenderoth, die 14 Jahre lang an der Wertherstraße für Ordnung sorgte, mit den Weg: Stets pünktlich zu sein und die Batterie der Kelle gut aufzuladen.
Schule, Eltern, Kinder und Stadt wissen den Schülerlotsendienst gleichermaßen zu schätzen. Schon seit 25 Jahren halten die Lotsen, die bei der Stadt angestellt sind, an der Wertherstraße die Augen auf. »Dank der Aufmerksamkeit der Kollegen ist hier noch nie etwas passiert«, lobt Karsten Heitbrink (Hauptamt). »Es ist gut, dass Frau Wiechmann aufpasst«, findet auch der neunjährige Nils Christian, der jeden Tag auf seinem Schulweg die Wertherstraße überqueren muss. »Die Autofahrer sind hier nämlich ganz schön schnell«. Wenn einmal kein Schülerlotse in Sicht sein sollte, läuft er lieber bis zur Ampel an der Einhaus-Kreuzung - auch wenn das ein gehöriger Umweg ist.
Der Großteil der Autofahrer hat Verständnis dafür, dass sie für die Kinder warten müssen. Einmal allerdings musste Sandra Wiechmann schnell an die Seite springen, weil ein rücksichtsloser Fahrer noch einmal Gas gegeben hat. »Aber das ist die Ausnahme«, weiß sie.
Rücksichtsvolle Autofahrer und eine aufmerksame Schülerlotsin sind zwei Säulen für einen sicheren Schulweg. Doch auch Eltern können dazu beitragen, dass ihre Kinder nicht gefährdet werden. »Den Schulweg üben«, rät die Lotsin, denn sie merkt, dass die Kinder, die zum ersten Mal oder nur selten zu Fuß gehen, unsicher sind. Und in der dunklen Jahreszeit ist die richtige Ausrüstung wichtig. Zwar haben Tornister und auch Winterjacken Reflektoren, das reicht aber nicht. Und Blinkis haben nur die wenigsten Kinder. »Die meisten Kinder sieht man zu spät«, bedauert Sandra Wiechmann. Vorbildlich sind zwei Schülerinnen, die über ihren Jacken reflektierende Westen tragen, die auch bei Joggern beliebt sind.
Sandra Wiechmann weiß, dass sie eine wichtige Aufgabe übernommen hat - und das macht sie stolz. Und auch wenn es bei Wind und Wetter manchmal schwer fällt, morgens das Haus zu verlassen, eines motiviert sie jeden Tag aufs Neue. »Die Kinder sind immer gut drauf. Das steckt an - auch wenn man machmal nicht so gut gelaunt ist.«

Artikel vom 13.12.2006