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500 Fans jubeln Heinz Rühmann zu

Zum 12. Mal: Verein Pro Nobis zeigt im Gymnasium den Kultfim »Die Feuerzangenbowle«

Von Michael Robrecht
Beverungen (WB). Alle Jahre wieder oder warum ein alter deutscher Film jedes Jahr »Heerscharen« ehemalige Pennäler in ihr altes Gymnasium zurück zieht. Einzigartig im Kreis Höxter ist die Aufführung des Heinz-Rühmann-Streifens »Die Feuerzangenbowle«.

Immer am 23. Dezember um 20 Uhr zieht es hunderte ins Gymnasium Beverungen. »Der Ehemaligenverein Pro Nobis führt den Film am Samstag schon zum 12. Mal auf«, berichtet Eike Thies aus Lauenförde. 400 bis 500 Besucher kämen jedes Jahr, um den Kult um Pfeiffer mit drei F immer wieder aufs Neue zu erleben. »Auf diesen Abend freuen sich viele das ganze Jahr«, weiß das Vorstandsmitglied von Pro Nobis.
»Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße, schwarze Raum, der hat hinten und vorn e Loch, dat eine Loch, dat ist de Feuerung. Und dat annere Loch, dat krieje mer später.« Die Zuschauer in Beverungen sprechen an jedem 23.12. Textzeilen wie diese perfekt mit. Die Feuerzangenbowle, am 28. Februar 1944 in Berlin uraufgeführt, ist einfach der Lieblingsfilm mehrerer Generationen, besonders von Schülern und Studenten. An der Uni oder in Schulen wie in Beverungen wird die Rühmann-Klamotte besonders gern vor Weihnachten aufgeführt. »Die Leute sprechen nicht nur die Szenen mit, sie jubeln lautstark ihrem Heinz Rühmann zu oder prosten mit eigenen Getränken Richtung Leinwand«, weiß Eike Thies, wie Zuschauer mitgehen.
Der Film, der noch heute als kleines Meisterwerk zeitlos heiteren Eskapismus' gilt, des idealen, unschuldigen kleinen Deutschen Heinz Rühmann »liebstes Werk« und ein Amüsement noch für die Generation des Wirtschaftswunders und darüber hinaus, gehört zu den mehr oder weniger unsterblichen Werken der deutschen Unterhaltungsliteratur. Er führt an einen Lieblingsort der deutschen Seele, in die Schule, wo man gebildet und zerstört wird, die schönsten und die verzweifeltsten Jahres des Lebens verbringt, und es schildert sie als einen Ort des freundlichen, nostalgischen Wahns. Aber diese Vorlage erklärt keineswegs den anhaltenden Erfolg des Filmes. Wie es bei Kultstreifen so der Fall zu sein pflegt, kam die »Bowle« weniger durch eine enorme ästhetische Anstrengung zustande, als vielmehr durch eine scheinbar zufällige Verdichtung des Zeitgeistes. Wiedersehen vor Heiligabend, Freunde treffen, in Erinnerungen an die Schülzeit schwelgen - da passt die Feuerzangenbowle punktgenau.
Neben dem Film gibt es Samstag eine Party mit DJ und Cocktails.

Artikel vom 19.12.2006