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Experiment
gelungen

»Kauft Kunst« in der Gerberei

Von Thomas Meyer (Text und Fotos)
Enger (EA). Kreative Betitelungen für Kunstausstellungen gibt es viele, derart eindeutige hingegen kaum: »Kauft Kunst« heißt es bis zum 4. Februar in der Gerbereigalerie, wo die gleichnamige Ausstellung am Sonntag eine viel versprechende Vernissage feierte. Ein Teil der 40 Werke ist bereits verkauft.

Wolfgang Aßbrock als Vorsitzender des Gerbereimuseumsvereins begrüßte mehr als 50 Interessenten in der Galerie. »Diese Ausstellung ist etwas Großes und Einmaliges, das es in Enger noch nie gegeben hat und über die Stadtgrenze hinaus beispiellos ist.«
Die Idee ist denkbar simpel: Kunstwerke mehrerer heimischer Künstler werden gleichzeitig ausgestellt und können zu besonders günstigen Preisen gekauft werden. Alle Bilder und Skulpturen kosten 100 Euro, zusätzlich werden 30 Euro als Abgabe an die Galerie fällig. Die Gemälde von Axel Plöger gibt es sogar schon für 90 Euro.
Das soll einerseits neue Kunden in die Gerbereigalerie locken, andererseits möchte der Verein mit dem Erlös die nächste Ausstellung sichern. »Leider werden wir von der Stadt immer noch nicht regelmäßig gefördert - unser großes Publikum zeigen aber, dass sich die Menschen eben nicht nur für Widukind und Kleinbahn, sondern auch für bildende Kunst interessieren«, erklärt der künstlerische Leiter des Museums Michael Freiburger.
Mit leuchtenden Augen führten die Kaufinteressenten Freiburger zu ihren Lieblingskunstwerken, um sie sich mit einem roten Punkt zu reservieren. Der künstlerische Leiter hatte alle Hände voll zu tun: Eine Stunde nach der Eröffnung waren bereits 13 der 40 Arbeiten verkauft. Abgeholt und bezahlt werden sie am 4. Februar. Auf vier weiter Bilder gab es eine Kaufoption. Als erstes waren die aufwändigen Malereien von Ulrike Schönfelder-Hellwig verkauft. »Es ist schön, dass die Ausstellung so gut angenommen wird und die Bilder meiner Frau so beliebt sind«, sagte Michael Hellwig dazu. »Allerdings sieht man, dass die Leute offenbar immer weniger Geld für Kunst auszugeben bereit sind - für die regulären Preise bei vorangegangenen Ausstellungen hat niemand gekauft«, gab er weiter zu bedenken.
Insgesamt waren die Veranstalter jedoch höchst zufrieden mit dem Experiment »Kauft Kunst«. Schließlich wollte man endlich die entscheidenden Impulse setzen, um die Gerbereigalerie in der Engeraner Kunst- und Museumswelt fest zu etablieren. Inwieweit das gelingt, bleibt abzuwarten - eine Besichtigung der ausgestellten Kunst lohnt sich aber auf jeden Fall.

Artikel vom 12.12.2006