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Baskets ein stolzer Verlierer

57:61 - Schieris helfen Bonn, reichlich Lob für starken Hackenesch

Von Elmar Neumann
Halle (WV). Nein, zum Feiern war natürlich auch Christoph Hackenesch nicht zu Mute. Aber eine angemessene Portion Stolz, die verspürte der Youngster in den Reihen der Paderborn Baskets trotz der 57:61-Niederlage gegen die Telekom Baskets aus Bonn - und das zu Recht.

»Ich habe mich sehr gefreut, dass ich der Mannschaft ein bisschen helfen konnte und bin mit meiner Leistung auch ganz zufrieden, aber es überwiegt logischerweise die Enttäuschung, dass wir wieder so knapp verloren haben«, sagte der 20-jährige Center. Als nach Jordan Collins und Mark Patton mit Marius Nolte auch der dritte Brettspieler noch vor der Pause sein zweites Foul kassiert hatte und weil ein Reggie Golson verletzt fehlte (im Mittwoch-Training das Knie verdreht), schlugen Hackeneschs große Minuten. »Das ging so schnell - ich hatte gar keine Zeit, um nervös zu sein«, fasste das 204 Zentimeter lange Talent die wenigen Schritte von der Bank ins Rampenlicht des Gerry Weber Stadions in Worte.
Bis zu diesem Auftritt war der Doppellizenzler in dieser Saison genau ein Mal zum Einsatz gekommen. Am zweiten Spieltag ließ Coach Doug Spradley das Eigengewächs aufs Feld, als der Heimsieg gegen Tübingen in trockenen Tüchern war. In Halle war nun alles anders. Diesmal ging's nicht um ein 86 Sekunden langes Schaulaufen, sondern um 6:34 Minuten harte Arbeit. Hackenesch erfüllte den Auftrag. Er bedankte sich für des Trainers Vertrauen mit einer persönlichen Premiere: Sein Korbleger zum 30:26 (19.) war gleichbedeutend mit den ersten beiden Bundesligapunkten seiner Karriere. Für jeden Zähler gab's ein Lob. Eines von Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi: »Christoph hat gut verteidigt und zwei wichtige Punkte erzielt.« Und eines vom Coach: »Er hat alles gegeben. Zwischenzeitlich habe ich sogar befürchtet, er kollabiert.« Das tat Hackenesch nicht, leiden musste er trotzdem.
Die zweite Hälfte nämlich verbrachte der Nachwuchscenter komplett auf der Ersatzbank und sah auch von dort, wie sich seine Teamkollegen nicht nur fünf Bonnern, sondern auch den einseitigen Launen der drei Schiedsrichter Neubecker, Krause und Schwarzkopf zu erwehren hatten. Allein die Freiwurfbilanz spricht eine unmissverständliche Sprache. Sieben Mal (6/7) durften die Hausherren an die Linie, satte 35 Versuche (24/35) räumten die Refs den Gästen ein. Kann das Zufall sein? Nein, sagt nicht nur Marius Nolte: »Alle fragwürdigen Entscheidungen sind zugunsten des Gegners ausgefallen. Das war offensichtlich. Aber so ist das eben. Bonn spielt seit Jahren in der ersten Liga, wir sind gerade erst aufgestiegen«, sah der Center einen bitteren Bonn-Bonus, der letztlich mit einer Szene entscheidenden Charakter bekam. Beim Stand von 53:52 (39.) machten die Schieris aus einem 0815-Foul Mark Pattons ein unsportliches mit schwer wiegenden Folgen. Gyasi Cline-Heard traf mit dem ersten Freiwurf zum Ausgleich, ehe Jason Conley den folgenden Ballbesitz mit einem Dreier abschloss. »Ich sage selten etwas über die Schiedsrichter, aber diese Begegnung haben leider nicht die Spieler entschieden«, wurde Mehrdadi deutlich.
Wie Christoph Hackenesch aber verspürte auch der Sportdirektor des Unterlegenen etwas Stolz: »So weh diese Niederlage tut: Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier und heute ein Basketball-Ereignis auf die Beine gestellt haben, das es in dieser Größenordnung in Ostwestfalen noch nicht gegeben hat. Das ist ein großer Erfolg für die Sportart und den Verein.« Die verdiente Belohnung können sich die Baskets ja im März abholen. Am 17. gibt es ein Wiedersehen in Halle, dann heißt der Gegner Berlin und hoffentlich nicht Neubecker, Krause oder Schwarzkopf.

Artikel vom 11.12.2006