09.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Opfer brach
zusammen

Vergewaltigungsprozess fortgesetzt

Hiddenhausen/Bielefeld (cl). Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart forderte am gestrigen Freitag vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts für den 40-jährigen Türken Ali O. (Namen geändert) eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten.

Da noch eine viermonatige Bewährungsstrafe vom Amtsgericht München aus dem Januar 2006 wegen Betrugs zum Nachteil des Arbeitsamtes einbezogen werden muss, bliebe es bei den insgesamt drei Jahren Gefängnis, die auch das Herforder Schöffengericht am 16. Mai 2006 festgesetzt hatte. Damals war es nach dem Urteil zu Tumulten gekommen, die den Einsatz von drei Rettungs- bzw. Notarztwagen erforderlich gemacht hatten (das HERFORDER KREISBLATT berichtete).
Zum Verfahren: Am Abend des 30. November 2004 soll Ali O. die damals 17-jährige Sibel M. im Hause ihrer Tante in Oetinghausen vergewaltigt haben. Da er die Zeugin während der Herforder Urteilsberatung bedroht hatte, wurde er nach der Rückkehr ins bayerische Neubiberg festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Verteidiger Selim Altan forderte gestern Freispruch, während Nebenklagevertreter Mathias Steuer drei Jahre Freiheitsstrafe beantragte. Das Urteil soll Dienstag verkündet werden.
Beim vorletzten Prozesstag am 24. November musste sich das Opfer erst fünf Stunden lang befragen lassen. Nach 18 Uhr zauberten dann Ali O. und der Verteidiger ein vermeintliches Ass aus dem Ärmel: Im April 2005 hätten sich der Angeklagte und das Opfer in Augsburg, wo Sibel M. wohnt, in einem Hotel ausgesöhnt. Dies war sofort zu widerlegen: Bis Juli 2005 lebte die junge Frau durchgehend in Oetinghausen. Das traurige Ergebnis trotzdem: Sibel M. brach wieder zusammen und wurde vom Notarztwagen nach Gilead transportiert.

Artikel vom 09.12.2006