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Paul Suer moderierte das Fachtreffen in Haldem.

Neue Wege bei
Therapie gehen

Fachtreffen in Schloss Haldem

Rahden (WB). Einen Praxistag zum »Zertifikatskurs zur komplementären Nachsorge für suchtkranke Straftäter« veranstaltete jetzt die Westfälische Klinik Schloss Haldem. Dieser Lehrgang war Anfang des Jahres vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe ins Leben gerufen worden.

Das Angebot richtete sich an Praktiker aus psychosozialen Arbeitsfeldern, die mit der forensischen Psychiatrie bisher noch nicht zu tun hatten. Ziel war es, die Interessierten mit den Besonderheiten des Maßregelvollzuges vertraut zu machen, damit sie forensische Patienten nach der stationären Behandlung fachgerecht weiterbetreuen können.
Zu der Veranstaltung waren zahlreiche Besucher aus dem Ruhrgebiet, dem Sauerland und sogar aus dem Siegener Raum angereist. Die Gäste wurden durch den Ärztlichen Direktor, Dr. Ingbert Rinklake, begrüßt, der auch kurz die Arbeit der Klinik vorstellte. Danach übernahm Paul Suer, Leiter des Bereiches Rehabilitation und Nachsorge, die weitere Moderation.
Im ersten Impulsreferat erklärte der Diplom-Psychologe Achim Krauter die rechtlichen Rahmenbedingungen. Diplom-Psychologe Nikolaus Bocktenk erläuterte anschließend die stationäre Arbeit in Deliktgruppen.
Das seit etwa einem Jahr in der Haldemer Klinik angebotene Intensivprogramm zur Behandlung suchtkranker Straftäter stellte der Diplom-Psychologe Stephan Burgsdorf vor. Es wurde entwickelt, um frühzeitigen Therapieabbrüchen entgegenzuwirken.
Über die Angebote zur Freizeitgestaltung und Bildung referierte der Diplom-Pädagoge Paul Bosse. »Freie Zeit sinnvoll zu gestalten, ist eine Fähigkeit, die viele Patienten im Laufe ihrer ÝSuchtkarriereÜ verloren haben und oft erst mühselig wieder erlernen müssen«, erklärte Bosse. Außerdem hätten viele Patienten erhebliche Bildungsdefizite. Fast 50 Prozent verfügen nicht über einen Hauptschulabschluss und seien so vom gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.
Um diese Nachteile auszugleichen, werden in der Klinik Bildungsangebote vom Elementarunterricht bis hin zum Hauptschulabschluss vorgehalten. 15 Patienten ist es so in den letzten drei Jahren gelungen, klinikintern den Hauptschulabschluss nachzuholen.
Nach dem Mittagessen gab es Gelegenheit zur Besichtigung der Arbeitstherapie und des Sozialzentrums, wodurch sich viele Fragen für die weitere Diskussion ergaben.

Artikel vom 09.12.2006