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Nur das Klischee vom Parkbank-Penner bedient

»Hartz-IV-Kabarett« mit Stani ohne zündende Ideen

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). »Arbeit hat frei« - unter diesem vielversprechenden Titel präsentieren der Münsteraner Kabarettist Michael Tumbrinck und »Stani« aus Paderborn ihr gemeinsames »Hartz-IV-Kabarett«.

Als »Das Parkbank-Duo« philosophieren die beiden »Hartz-Empfänger« über den Wert der Arbeit. Das Thema birgt auch in Zeiten allmählich wieder anspringender Konjunktur und sinkender Arbeitslosenzahlen reizvollen Gesprächsstoff. Und so waren die Premierengäste am Donnerstag in der Kulturwerkstatt gespannt darauf, was die zwei »Mitbetroffenen« Erhellendes zu ihrer Situation beizutragen hatten.
Das waren zunächst einmal die bekannten Klischees vom Arbeitslosen, der sich mit Flaschenbier volllaufen lässt und unter der Bild-Zeitung auf der Parkbank übernachtet. Stanis Einstiegs-Nummer mit der Modellrechnung, wie der Konsum von Billigbier zu ungeahntem Reichtum führen kann, hat man in diesem Jahr allerdings schon zündender erlebt. Und in dieser merkwürdigen Schwerfälligkeit schleppte sich das Programm leider fort.
Michael Tumbrinck übernimmt beim »Parkbankduo« den Part des prolligen Jung-Arbeitslosen, der aus der misslichen Lage immer noch das Angenehmste für sich herauszuholen meint. »Gib' dich doch einfach mit dem zufrieden, was du nicht hast!«, muntert er seinen älteren »Kollegen« auf. »Du bist einfach sozial, weil du anderen nicht den Arbeitsplatz wegnimmst.« Stani - mit herrlich »versoffener« Stimme - hat sich längst mit seiner Außenseiterrolle arrangiert. Er sorgt selbst für Arbeit, indem er leere Pfandflaschen zu Geld macht. »Du musst nicht warten, bis dir einer Arbeit anbietet - du musst gucken, wo sie ist«, hat er gelernt.
So weit, so mittelmäßig. Was in der bisweilen improvisiert wirkenden Nummernfolge fehlt, ist der zupackende kabarettistische Biss, der den Zuständen wirklich auf den hohlen Zahn fühlt. Was läuft falsch in der Arbeitsagentur? Warum ist die Hartz-Gesetzgebung unsozial? Welche haarsträubenden Fälle produziert die Vermittlungs-Bürokratie? Darüber erfährt das Publikum wenig.
Dafür tritt Stani als öliger Jobvermittler in einer Fernseh-Show auf. Die Rudi-Carell-Parodie hat allerdings außer der pfiffigen Ausgangsidee nicht viel zu bieten. Der vorgeführte Job-Kandidat wird schließlich auf eine andere Sendung vertröstet, zu der er wieder eingeladen werden könne: »Arme Hunde suchen ein Zuhause.« Naja.
Nach der Pause verflacht das Bühnengeschehen zusehends. In der letzten Szene suchen beide Protagonisten selbst so überzeugend nach einer Erklärung für ihr Programm, dass man als Zuschauer fürchtet, der inszenierte »Blackout« könnte echt sein. Und langsam dämmert einem, dass die unbenutzte Gitarre, die zu Beginn des zweiten Teils von Tumbrinck noch eifrig gestimmt wird, tatsächlich zum Einsatz hätte kommen sollen.
Dafür gibt es als Zugabe doch noch »geistige« Nahrung: das »Parkbankduo« verteilt einen Kasten »Oettinger« ans Publikum.

Artikel vom 09.12.2006