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Staatsanwalt rät
Paar zu Trennung

Geldstrafe nach häuslicher Gewalt

Steinhagen/Halle (mel). »Ich gebe Ihnen einen Rat: Trennen Sie sich!« - das gab der Staatsanwalt einem aus dem Kosovo stammenden Pärchen mit auf den Weg, bei dem Gewalt offenbar an der Tagesordnung ist. Bereits zum zweiten Mal stand ein 39-jähriger Amshausener vor dem Amtsgericht Halle, weil er seine Frau schwer misshandelt haben soll.

Denn beim ersten Gerichtstermin hatte die 29-jährige Ehefrau alle Vorwürfe gegen ihren Mann zurückgewiesen, wohl weil sie bedroht wurde. So will es zumindest ein Nachbar, der gestern als Zeuge aussagte, gehört haben. Weil sich die Frau aber Richter Peeter-Wilhelm Pöld vorher anvertraut hatte, wurde ein neuer Termin angesetzt.
Von mehreren Fällen ist in der Anklage die Rede, in denen der Mann seine Frau - zum Teil sogar mit einem Gürtel - geschlagen und bedroht haben soll. Einmal soll er ihr sogar ein heißes Bügeleisen als Drohung an den Hals gehalten haben. »Das war immer nur ein Schlagabtausch«, betonte der 39-Jährige immer wieder, dass seine Frau ihn ständig provoziert und zuerst geschlagen haben soll. »Das kann ich mir als Mann doch nicht gefallen lassen«, sagte er zu Richter Michael Hunke.
Richter und Staatsanwalt schenkten dem angeblich geschlagenen Mann allerdings weniger Glauben als der jungen Mutter. In ihrer Vernehmung schilderte sie, wie es jeweils zu den Handgreiflichkeiten gekommen war. »Es gab oft Streit, weil er mir nie Geld gegeben hat. Und er wurde wütend, wenn zum Beispiel die Telefonrechnung zu hoch war.« Oft hatte die 29-Jährige mit ihrer Familie im Kosovo telefoniert, wohl auch, um mit ihnen über eine mögliche Trennung zu sprechen. »Ich will Rechte haben, wie andere Frauen auch. Aber meine Familie sagt, wenn ich mich scheiden lasse und nach Hause zurückkomme, bin ich für sie gestorben«, erklärte sie, warum eine Trennung so schwierig ist.
Noch immer lebt das Ehepaar mit den beiden gemeinsamen Kindern unter einem Dach, obwohl die Scheidung eingereicht ist. Sogar die Polizei ist angesichts der schwierigen Familiensituation hilflos. »Der Mann verhält sich nicht so, wie es in Deutschland üblich ist. Aber auch die Frau ist sehr naiv und weiß nicht, was sie tun soll.« Für seine Taten muss der 39-Jährige eine Gesamtgeldstrafe von 2700 Euro bezahlen. »Gut, dass es Leute wie meine Frau gibt. So haben die Gerichte immer was zu tun«, spottete der Angeklagte in seinem letzten Wort.

Artikel vom 08.12.2006