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Einzelhandel warnt
vor Nebenzentrum

Umzugspläne von Lidl und Penny diskutiert

Von Elke Bösch (Text und Fotos)
Rahden (WB). »Es gibt viel Positives in Rahden, aber die Stadt muss aufpassen, denn die Konkurrenz schläft nicht.« Das kann als Fazit der Ergebnisse des Einzelhandelskonzeptes gezogen werden.

Vorgestellt wurde das Gutachten der Firma CIMA aus Lübeck am Mittwochabend im »Westfalen Hof«. Stadt und Gewerbebund hatten eingeladen und zahlreiche Interessierte verfolgten die Ausführungen von Dipl. Ing. Sascha Anders. Im Vergleich zur Analyse aus 2000 sei die Anzahl der Kunden in der Rahdener Innenstadt, die aus Rahden kommen, mit 70 Prozent in etwa gleichgeblieben. Allerdings zeige die Bedeutung Rahdens als Einkaufsstadt im Umland negative Tendenz. Als Hauptkonkurrenten um die Gunst der Kunden nannte der Mitarbeiter der Firma CIMA Espelkamp und Wagenfeld.
»Als nette Kleinstadt mit positiven Flair und Image bewerten viele Befragte die Auestadt. Das Erscheinungsbild gefällt den Besuchern«, sagte Anders, »die Parksituation und die kurzen Wege kommen an. Die Befragten wünschen allerdings eine größere Auswahl«, berichtete Anders, der davor warnte, in der Innenstadt eine Fußgängerzone zu schaffen.
Das Einzelhandelskonzept beschränkte sich nicht nur auf eine Gesamtanalyse des Stadtgebietes, sondern nahm einige Standorte genauer unter die Lupe. »Als größten Misstand in Rahden« bezeichnete Anders den Bereich »Alter Markt/Deerberg«. Dort sollte der Hebel angesetzt und mit Lebensmitteldiscounter, Elektronikfachmarkt und »Zoohandlung« Frequenzbringer angesiedelt werden. Von den beiden Bauvarianten - Reduzierung der Grünfläche oder Überbauung der Prof.-Langhorst-Straße - gab der Experte der ersten die meisten Punkte.
Deutlich sagte er auch, dass der Belebung dieses Standortes Priorität beigemessen werden müsste, jedoch andere Maßnahmen nicht mit Rücksicht auf diesen Standort zurückgestellt werden dürften. Dazu gehöre der Umzug des Penny-Marktes an die Gartenstraße, kombiniert mit der Schaffung eines Fachmarktzentrums. Dort könnten Schuhfachmarkt und Drogerie entstehen.
Hintergrund für diese Überlegungen sind, dass der Lidl an die Eisenbahnstraße ziehen möchte, um wie Penny seine Verkaufsflächen zu vergrößern. Aus Sicht der Gutachter eine Entscheidung, die mit dem Einzelhandel in der Innenstadt zu vereinbaren sei.
Doch diese Auffassung stieß auf Kritik. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Friedrich-Wilhelm Hohn, gab eine Stellungnahme ab, die sich deutlich gegen die Umzugspläne des Lidl wandte. »Die grüne Wiese, auch wenn sie in Rahden Eisenbahnstraße heißt, ist der schleichende Tod der bestehenden Einzelhandelsstruktur in Rahden«, sagte Hohn. Schon die Verlagerung des Aldi dorthin habe zu einem spürbaren Frequenzverlust geführt und sei seiner Meinung nach bereits ein Planungsfehler gewesen, warf er der Stadt vor. Eine zurzeit angestrebte Verlagerung von weiteren Frequenzbringern halte er für den absolut falschen Weg. »Die Werbegemeinschaft fordert Rat und Stadt auf, keine weiteren Ansiedlungen im Bereich Eisenbahnstraße in einzelhandelsrelevanten Branchen zuzulassen, sondern nur im Innenstadtbereich.
Bürgermeister Bernd Hachmann betonte, dass es keine Pläne, nur Wünsche der Investoren gebe. »Das sind Planspiele. Sie wurden im Bauausschuss vorgestellt, aber entschieden ist nichts. Beim Aldi gab es eine andere Situation. Damals war das Baurecht da, inzwischen hat sich das geändert. Die Stadt muss zuerst Baurecht schaffen.« Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde klar, dass sich der Einzelhandel gegen die Lidl-Pläne wendet und Frequenzbringer zwar nicht ablehnt, sie aber im Innenstadtbereich behalten möchte.

Artikel vom 08.12.2006