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Blicke auf das alte Hochstift

Dr. Roland Pieper verfasst Buch über den Wiener Hofmaler Fabritius

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). In seiner Buchreihe »Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte« hat der Paderborner Altertumsverein jetzt die erste umfassende Lebens- und Werkbeschreibung des Malers Carl Ferdinand Fabritius vorgelegt.

Bekannt geworden ist der Wiener Hofmaler (1637-1683) vor allem durch eine Serie von Stadt- und Landschaftsporträts aus dem damaligen Hochstift Padrborn, die heute in der Theologischen Fakultät Flure, Hörsäle und Räume schmücken. Er wurde in den Jahren 1664-67 von Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg aus Mainz nach Paderborn »ausgeliehen« und mit der Ausführung von insgesamt 63 überwiegend großformatigen Ansichten aus dem Hochstift beauftragt. Fabritius malte Städte, Dörfer, Burgen und Klöster in ihrer typischen ostwestfälischen Landschaft. 42 dieser Bilder sind bis heute erhalten geblieben.
»Außer dem Namen war über den Maler selbst nicht viel bekannt«, skizzierte gestern der Leiter des Paderborner Bonifatius-Verlags, Dr. Michael Ernst, bei der Buchvorstellung die Ausgangslage für den Autor Dr. Roland Pieper. Der Münsteraner Kunsthistoriker begleitete die Restaurierung der stark nachgedunkelten und zum Teil beschädigten Originale in den Jahren 2002/03. »Ihre Bedeutung liegt weniger in künstlerischer als in der historischen Bedeutung. Für viele der abgebildeten Ortschaften ist es die älteste, für manche sogar die einzige bildliche Darstellung vor der Erfindung der Fotografie,« so Ernst.
»Fabritius malt den spätmittelalterlichen Zustand der Gebäude, wie sie sich ihm nach dem Dreißigjährigen Krieg darboten«, erläutert Autor Roland Pieper. »Es finden sich nur wenige barocke Elemente.« Gerade deshalb aber seien die Werke von großem Quellenwert für die westfälische Kunstgeschichte. Kompositorisch seien die Bilder bestenfalls Mittelmaß, urteilt der Fachmann für mittelalterliche Architektur. »Das ist keine hohe Kunst! Ich hätte Fabritius nicht zum Hofmaler gemacht.«
Ferdinand von Fürstenberg schmückte mit den Auftragswerken sein Residenzschloss Neuhaus. Nach der Säkularisierung 1803 galten sie als schwer verkäufliches Inventar und wurden in Paderborn deponiert. Die 42 Hochstift-Gemälde befinden sich heute im Besitz des Erzbistums Paderborn, das sie 2001 vom Land Nordrhein-Westfalen erworben und als Dauerleihgabe in die Theologische Fakultät gegeben hat. Dort können sie zu den normalen Öffnungszeiten bei vorheriger telefonischer Anmeldung (Ruf 05251/121701) besichtigt werden.
Das druckfrische Buch mit dem Titel »Carl Ferdinand Fabritius - Veduten und Altargemälde für den Paderborner Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg« ist im Bonifatius-Verlag Paderborn erschienen und kostet 49,80 Euro. Es enthält auf 240 Seiten neben einer Darstellung der bekannten Lebensstationen eine exakte Beschreibung der Fabritius-Gemälde, die mit insgesamt 87 Farbabbildungen dokumentiert sind.

Artikel vom 14.12.2006