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Knast-Museum
oder JVA-Shop

Nutzung für Direktorenvilla gesucht

Von Peter Schelberg
Herford
(HK). Der in diesem Jahr erstmals durchgehend angebotene Internet-Shop der Justizvollzugsanstalt Herford ist gut angenommen worden: Besonders der Verkauf von Artikeln aus der Schlosserei führte zu einem Gesamtumsatz von 15000 Euro, wie JVA-Leiter Friedrich Waldmann mitteilte.

»Renner« war wieder der bewährte und robuste »Knast-Grill«, dessen Verkaufserlöse allein 12000 Euro in der Bilanz ausmachten. Unter der Adresse »www.jva-herford-shop.nrw.de« sind die fünf Angebotskategorien »Büro«, »Dekoration«, »Garten und Freizeit«, »Rund ums Haus« und »weitere Angebote« im Internet zu finden, unter denen in der JVA hergestellte Produkte offeriert werden. Die Arbeits- und Ausbildungsbetriebe der JVA sind mit nahezu 80 Prozent ausgelastet. »Diese Quote ist im Vergleich zu vielen anderen Justizvollzugsanstalten als gut anzusehen«, erläuterte Waldmann: »Insbesondere, wenn berücksichtigt wird, dass viele Strafgefangene über ein teilweise ausgesprochen niedriges schulisches Leistungsniveau verfügen, in der Regel keine Berufsausbildung begonnen haben und häufig unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und regelmäßiges Arbeiten kaum gewohnt sind.« Das Leistungsniveau der Ausbildung sei hoch, betonte der JVA-Leiter.
Realisieren möchte Waldmann die Idee, eine Art »Knast-Shop« an der Eimter Straße einzurichten, in dem die von den Gefangenen gefertigten Gegenstände ausgestellt bzw. verkauft werden könnten. Für einen solchen Shop, für Präsentationen, Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungen, Fortbildungen, Vorträge oder die Information von Besuchergruppen und Schulklassen hervorragend geeignet wäre aus seiner Sicht die ehemalige »Direktorenvilla«, die zusammen mit dem 1883 errichteten preußischen Gefängnis gebaut wurde.
»Mir schwebt auch die Möglichkeit vor, ein kleines Knast-Museum einzurichten, in dem man die Geschichte, Entwicklung und Arbeit der JVA Herford darstellen könnte«, verdeutlichte Waldmann, dass es darum gehe, eine sinnvolle Nutzung für das Haus vor den Gefängnistoren zu finden. Denn andernfalls könnte - so befürchtet der Anstaltschef - das Rechnungsprüfungsamt dem Gedanken näher treten, das alte Gebäude abzureißen: »Und das wäre sehr schade«, findet Waldmann. Die Zeiten, in denen die Villa als Direktorenwohnung diente, sind lange passé.
Zwischenzeitlich diente das Haus als Verwaltungsgebäude, während der jüngsten Bauphase in der JVA wurde es als Büro vom Bau- und Liegenschaftsbetriebes genutzt. Die einstige Direktorenvilla sei »noch gut in Schuss«, die Bausubstanz in Ordnung, betont der JVA-Leiter.

Artikel vom 07.12.2006