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Schulunterricht mit der NWD

Schulklasse verfolgt das Probengeschehen in Herford

Herford (man). Die Nordwestdeutsche Philharmonie ist auch ein Orchester für die Schulen. Probenbesuche seien nach Absprache immer willkommen, betont Geschäftsführer Christian Becker. So sammelte gestern die Klasse 7e des Bünder Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Herford Eindrücke von der Orchesterarbeit.

Eine ungewohnte Perspektive, die sich von der des »normalen« Konzertbesuchers unterscheidet: Zwischen den Musikern nehmen die 28 Schüler Platz und sehen, wie der junge Dirigent Andris Nelsons den Raum betritt. Lässig gekleidet, das Polo-Shirt hängt über die Hose, greift der Lette zum Dirigentenstab - und wirkt förmlich elektrisiert, sobald die ersten Takte der Musik einsetzen. Die Lässigkeit weicht der Leidenschaft. Diese Verwandlung in Sekundenbruchteilen verblüfft die Schüler. Aufmerksam hören sie zu, wenn der lettische Dirigent mit den Musikern spricht. Mehrere Sprachen scheinen sich zu vermischen, hinzu kommt die Macht der gestikulierenden Hände. Dass die Botschaft stets unmissverständlich 'rüberkommt, wirkt auf den ersten Blick erstaunlich, ist jedoch auch ein Beleg für die immense Inspirationsgabe des Dirigenten.
Die Ouvertüre zu »Ruslan und Ludmilla« steht auf dem Probenplan, und der Besuch stellt für die Schüler aus Bünde eine Belohnung dar. Denn es handelt sich um eine Bläserklasse, die bei einem Landeswettbewerb in Lüdenscheid den ersten Platz belegte.
Eine solche Bläserklasse werde am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium mit Beginn des fünften Schuljahrs gebildet, erläutert Musiklehrerin Erika Becker. Um ein gleiches Startlevel zu gewährleisten, soll zu großes Vorwissen vermieden werden. Aus fünf Blasinstrumenten können die Schüler wählen - unterrichtet werden sie zwei Stunden in der Woche. Sie erhielten Fachunterricht an ihren jeweiligen Instrumenten und musizieren in der zweiten Stunde gemeinsam, erklärt Erika Becker.
Auf zwei Jahre ist das Projekt begrenzt - und der Erfolg gibt ihr Recht. Die Klasse verfüge über ein gutes soziales Gefüge, die Schüler seien beim Probenbesuch sehr diszipliniert: »Sie haben gelernt, dass ein Orchester Ruhe benötigt.«
Zwei Stunden Musikunterricht reichen nicht aus, um ein Instrument zu lernen. Von den Schülern wird viel Eigeninitiative verlangt - auch hier sieht sich Musiklehrerin Erika Becker bestätigt: »Etwa die Hälfte der Schüler macht nach den zwei Jahren weiter.« Die Bünder Musikschule wird sich freuen.
Bünde wird Bläserstadt: Dass das Interesse an dem speziellen Angebot groß ist, belegen die aktuellen Zahlen. In der neuen Bläserklasse seien 35 Kinder, sagt Erika Becker, die die Kooperation zwischen der Bünder Schule und der NWD ausbauen will. Geschäftsführer Christian Becker (nebenbei gesagt: auch ihr Ehemann) hört diese Ankündigung gerne. Ausdrücklich verweist er auf das Angebot des Orchesters an die Schulen, Proben zu besuchen. 10 bis 15 Mal pro Jahr komme das vor. Eine Zahl, die sicher noch ausbaufähig ist, zumal der Geschäftsführer bedauert: »Oberstufenklassen kommen leider selten.«

Artikel vom 06.12.2006