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Große Zustimmung  für den
Neubau des Krankenhauses

Meinungsaustausch bei Podiumsdiskussion im Ulmenhof

Von Michael Nichau (Text und Fotos)
Rahden (WB). Die Notwendigkeit eines Krankenhausneubaus in Rahden aus ärztlicher und politischer Sicht stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion im »Ulmenhof«. Gesprächsleiter Friedrich Klanke begrüßte neben Bürgermeister Bernd Hachmann Vertreter der Ärzteschaft und der Fraktionen des Kreistages zur Diskussion.

Klanke hieß auch etwa 100 Bürger zur Veranstaltung willkommen. Gerald Oestreich, Vorsitzender des AöR-Klinikverbandes, gab im Anschluss einen Sachstandsbericht zum Rahdener Krankenhaus. Die Kernsubstanz des Hauses sei mehr als 100 Jahre alt, stellte er heraus. Rahden versorge die Bevölkerung sowohl ortsnah als auch flächendeckend. »Hier werden ganz andere Ansprüche gestellt als an ein Krankenhaus in Ballungsräumen«, betonte er.
Jetzt und auch in Zukunft würden aber die Fallzahlen drastisch sinken. »Wir haben versucht, das zu ändern, aber bei der Orthopädie gehen die Zahlen deutlich um 42,62 Prozent zurück. Diese Einbrüche hatten Auswirkungen auf den Stellenplan. Das Haus liegt seit Jahren in der Verlustzone. Sinkende Erlöse, Personalkosten und ein hoher Instandhaltungsstau von 2,5 Millionen Euro machen das Nachdenken über Alternativen notwendig«, erklärte Oestreich
Abhilfe sei nur durch eine enge Verzahnung und durch die längerfristige Schaffung neuer Strukturen möglich. Das bedeute: Intensive Kooperation mit dem Krankenhaus Lübbecke und mit niedergelassenen Ärzten sowie den Erhalt einer Überwachungseinheit (»Immediate Care Station«) statt einer Intensivstation, um das Notarztsystem erhalten zu können. »Erste Idee ist der Neubau am vorhandenen Standort«, sagte Oestreich
Chefarzt Dr. Dierk Schulte bekräftigte, dass wegen der Entfernungen das vorhandene Notarzt- und Rettungswachensystem nicht ausgehebelt werden dürfe. Wichtig sei auch, Intensivmedizin betreiben zu können, um für kurze Zeit Notfälle zu versorgen.
Auch Chefarzt Dr. Elmar Axnick brach eine Lanze für das Rahdener Haus: »Aus medizinischer Sicht funktioniert alles in Rahden. Aus ökonomischer Sicht mag das anders aussehen. So müssen wir uns deshalb wohl Gedanken über neue Strukturen machen: Ein Gebäude mit stationärer sowie ambulanter Behandlung und den zehn Fachdisziplinen würden dafür sprechen, dass ein solcher Standort gesichert werden könnte.« Axnick sprach sich für die drei Standbeine »stationäre Versorgung, Notarzt-System und ambulante Kollegen« aus.
»Für uns ist das Krankenhaus immens wichtig«, erklärte Bürgermeister Bernd Hachmann. Entscheidend seien die Faktoren Nahversorger, Arbeitsplätze und Wirtschaft. »Es gibt aber noch mehr Aspekte dafür, dass der Rat einstimmig entschieden hat, eine Million Euro dazuzugeben: Im Jahr 2009 wäre Schluss mit dem Krankenhaus. Ich bin allen dankbar, dass sie das erkannt haben«, erklärte er.
Neben CDU, FDP und Grünen, die sich im Vorfeld für einen Neubau des Krankenhauses ausgesprochen hatten, machte jetzt die SPD-Kreistagsfraktion deutlich, dass sie einem Neubau zustimmen werde. Fraktionsvorsitzender Ulrich Kaase: »Wir werden im Verwaltungsrat der AöR dem Grundsatzbeschluss zum Neubau zustimmen.« Voraussetzungen seien ein tragfähiges Konzept und seriöse Finanzierung.
Für die FDP bekräftigte Hans-Eckhard Meyer die Zustimmung: »Wir müssen sehen, dass wir die Strukturen den Veränderungen im Gesundheitssystem anpassen.« Elke Schmidt-Sawatzki (Grüne) bekräftigte: »Ein kleines Haus ist besser als ÝBettenburgenÜ. Wichtig ist ein Profil, das sich auf Dauer trägt und Arbeitsplätze sichert.«
CDU-Kreistagsabgeordneter Wolfgang Hesse freute sich über den Konsens aller Parteien: »Wir sind am Beginn eines Prozesses. Jetzt muss der Grundsatzbeschluss gefasst werden. Dann können wir uns an die Feinheiten herantasten. Wie das aussehen wird, kann heute niemand sagen. Aber: Machen wir nichts, sonst geht das Ding vom Netz«, mahnte er. Friedrich Klanke band »den Sack zu«: »Jeden Tag, an dem ein Schwebezustand herrscht, ist für Rahden nicht gut.«

Artikel vom 06.12.2006