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Antriebe der Zukunft

Die Diesel als Saubermänner

Dieselmotoren sind unaufhörlich auf dem Vormarsch, sollen jetzt auch Amerika erobern. Hybridautos stehen da bereits hoch im Kurs. Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge hingegen brauchen generell noch etwas Zeit.


Hydrogen 7 nennt BMW den 7er, von dem in wenigen Wochen die ersten von insgesamt 100 Exemplaren in Kundenhand gehen. Die Wasserstoff-Limousine wird allerdings nicht verkauft, sondern kann lediglich geleast werden. Nur dank der Tatsache, dass neben den etwa acht Kilo (um die 170 Liter) Wasserstoff, die für gerade einmal 200 Kilometer Fahrt reichen, auch 74 Liter Benzin getankt und vom bivalenten Antrieb (V12, sechs Liter Hubraum, 260 PS), verarbeitet werden können, ist der Wagen im Alltagsbetrieb überhaupt einsetzbar. Schließlich existieren derzeit nur fünf Wasserstoff-Tankstellen - zwei in Berlin, zwei in München, eine in Frankfurt. Das Umschalten auf Benzinbetrieb erfolgt per Knopfdruck. Das Tanken des Wasserstoffs geht recht einfach und dauert um die acht Minuten. Wer nur mit diesem Treibstoff unterwegs ist, fährt emissionsfrei, aus dem Auspuff kommt nur Wasserdampf. Die Herstellung von Wasserstoff ist in unseren Breitengraden dagegen noch mit einigem Aufwand verbunden.
Deutlich weiter in der Entwicklung sind die Hybrid-Antriebe. Vor allem Toyota (einschließlich der Luxusmarke Lexus) und Honda liegen hier ganz weit vorne, bieten bereits mehrere Modelle mit der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor an. Jüngstes und auch technisch am weitesten fortgeschrittenes Produkt auf dem deutschen Markt ist der Lexus GS 450h. Die Antriebseinheit leistet in Summe 340 PS. Der hocheffiziente Elektromotor ist dabei mit einem komplett neu entwickelten 3,5-Liter-V6-Aggregat (Kombination aus Saugrohr und Direkteinspritzung) gekoppelt. Der E-Antrieb arbeitet im Schiebebetrieb und beim Bremsen als Generator, der die kinetische in elektrische Energie umwandelt und in der Batterie speichert. Vor allem im Stadtverkehr und bei ruhigen Überlandpassagen zahlt sich das mit einem sparsamen Verbrauch und wenig CO2-Ausstoß aus. Bei sportlicher Fahrweise steht zudem ein unglaubliches Kraftpotential zur Verfügung. Dann aber springen auch die Verbrauchswerte mächtig in die Höhe.
Fast die komplette Autoindustrie forscht und entwickelt derzeit auf dem Gebiet der Hybridantriebe. Der PSA-Konzern strebt dabei eine Kombination aus Diesel- und Elektroantrieb an (auch Toyota tüftelt an einer solchen Lösung), die großen deutschen Hersteller haben eine Entwicklungs-Allianz gebildet, um möglichst schnell ebenfalls Fahrzeuge dieser Art anbieten zu können.
Eine gemeinsame Initiative soll in Amerika auch den Dieselmotoren auf die Sprünge helfen, die dort weitestgehend noch immer als Dreckschleudern verschrieenen sind. Audi, DaimlerChrysler und Volkswagen haben sich deshalb unter dem »Bluetec-Dach« zusammengetan. Die Bezeichnung Bluetec, von Mercedes eingeführt, steht für Selbstzünder, deren Abgasnachbehandlungssysteme dafür sorgen, dass selbst die strengsten Emissionsvorschriften des US-Marktes erfüllt werden. Vor allem Stickoxiden (NOx) werden dabei auf ein Minimum reduziert. »Bluetec ist der Name der nächsten Dieselgeneration. Die Aggregate sind dann nicht nur sehr durchzugsstark und leise, sondern extrem sauber und effizient«, sagt Mercedes-Entwicklungs-Vorstand Thomas Weber diesen Selbstzündern eine große Zukunft in den USA voraus. Je nach Fahrzeugklasse kommen unterschiedliche NOx-Reinigungssysteme zum Einsatz. Die größeren Wagen benötigen eine Harnstoff-Einspritzung, die direkt in den Abgasstrom erfolgt und bei Lkw schon seit geraumer Zeit Wirkung zeigt. Auch eine technisch entsprechend ausgerüstete E-Klasse wird auf dem US-Markt bereits angeboten. R-, M- und GL-Klasse sollen 2008 folgen. Dann sind auch Audi und VW soweit, um ihre Diesel-Pkw mit gleichartigen Systemen unter dem Bluetec-Dach als besonders sauber zu vermarkten. VW-Chef Bernhard sieht in der Allianz ein »großes Potential für Dieselmotoren der Zukunft«.
Ihm ist dabei ebenso klar wie Wolfgang Hatz, Leiter der Motorenentwicklung bei Audi, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die europäische Gesetzgebung die Abgasgrenzwerte so weit nach unten gedrückt hat, dass Bluetec auch hier flächendeckend zum Einsatz kommt.

Ein Beitrag von
Wolfgang Schäffer

Artikel vom 30.12.2006