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Saniertes Küsterhaus ein echtes Kleinod

Kirchengemeinde hat denkmalgeschütztes Haus für 170 000 Euro auf Vordermann gebracht

Von Oliver Horst (Text und Fotos)
Versmold (WB). Vom »schönsten Haus Versmolds« spricht eine Mieterin. Wahrlich: das 200 Jahre alte Küsterhaus nahe der Petri-Kirche ist inzwischen ein echtes Schmuckstück. Aus Sicht der evangelischen Kirchengemeinde, in deren Besitz sich das Fachwerkhaus befindet, leider auch ein überaus teures. Die jetzt abgeschlossene Sanierung hat mit mehr als 170 000 zu Buche geschlagen.

Mit einem lachenden und einem noch viel größeren weinenden Auge blicken Kirchmeister Hartmut Fromme und Pfarrer Dirk Leiendecker auf das Küsterhaus. »Keine Frage, es sieht jetzt natürlich sehr schön aus«, sagt Dirk Leiendecker. »Für das Geld hätten wir aber fast einen Neubau hinbekommen.« Mehr als ein Jahr dauerte die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im Herzen der Stadt.
Nachdem die Bewohner des altehrwürdigen Hauses über Geruchsbelästigungen geklagt hatten, kamen Fachleute im Sommer vergangenen Jahres dem Übel auf der »Wetterseite« auf die Spur. Hinter den Putz des Fachwerkgebäudes war Feuchtigkeit gedrungen. Durch die geschlossene Zementschicht konnte das Gebäude nicht »atmen«, hatten die wuchtigen Eichenbalken zu faulen begonnen. Die Schäden waren stellenweise so erheblich, dass die Standsicherheit des Küsterhauses als gefährdet galt. Deshalb ließ die Gemeinde umgehend die notwendigen Arbeiten durchführen.
Auch an zwei anderen Fassadenseiten wurden gravierende Schäden am Ständerfachwerk festgestellt. »An der Westseite sind die Holzbalken fast komplett ausgetauscht worden«, erklärt Leiendecker. Das Holz zum Ausbessern stammte übrigens aus einer in Peckeloh abgerissenen Scheune. Einzig die vierte, der Münsterstraße zugewandte Seite war nach einer bereits 1998 durchgeführten Sanierung für umgerechnet 15 000 Euro in tadellosem Zustand.
Eine besondere Herausforderung stellten die Arbeiten für die Handwerker dar. Für sie war es eine berufliche Zeitreise. »Wir müssen so arbeiten wie die Handwerker vor 100 Jahren, auch mit den entsprechenden Werkzeugen«, erklärte seinerzeit Zimmermann Rolf Reinert von Holzbau Höcker. Zum Vorschein waren bei den Arbeiten unter anderem auch alte Zeitungen aus der Zeit zwischen 1902 und 1934 gekommen -Êsie dienten einst als Tapetenträger.
»Im Zuge der Arbeiten haben wir auch Inneninstallationen erneuern und die Wärmedämmung verbessern lassen«, sagt Hartmut Fromme. Zugute kommen soll diese Investition auch den Mietern, deren Nebenkosten sinken könnten. »An der Preisschraube drehen wir bei den Mieten aber nicht«, sagt Leiendecker. Die Mieter hätten in den vergangenen arbeitsreichen Monaten oft auch Geduld und Nerven beweisen müssen.
Noch stehen die letzten Rechnungen aus. Insgesamt werde die Maßnahme mehr als 170 000 Euro kosten. Die Stadt hat der Kirchengemeinde zur Unterstützung 5000 Euro zugesagt, der landwirtschaftliche Ortsverband und die Landfrauen bereits 1837 Euro aus dem Kuchen- und Getränkeverkauf während Sünne Peider gespendet. Die Kirchengemeinde hat die Küsterhaus-Arbeiten vor allem aus Rücklagen für die geplante Sanierung der Petri-Kirche bestritten.
Nachdem jetzt an der Rückseite ein geschwungener Metallzaun aufgestellt wurde, soll im kommenden Frühjahr noch die hölzerne Eingangstür aufgearbeitet werden. »Wir hoffen, dass wir dann für die nächsten Jahrzehnte von größeren Investitionen verschont bleiben«, sagen Hartmut Fromme und Dirk Leiendecker.

Artikel vom 06.12.2006