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Auf dem langen Weg nach innen

»Die große Stille« als Hilfe zur Meditation in der Rehmer Kirche


Bad Oeynhausen-Rehme (sto). Ein Film in der Kirche, das klingt befremdlich. Doch es ist ein Film, der in den von Kerzen erleuchteten Raum der St.-Laurentius-Kirche passt wie in kaum einen anderen. Das im Jahr 2005 veröffentlichte Werk des deutschen Filmkünstlers Philipp Gröning, das auf Einladung des Kulturreferates im evangelischen Kirchenkreis gezeigt wurde, nimmt den Zuschauer mit in die Welt der Karthäuser. Es ist eine der strengsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche, in der das Gebot des Schweigens und der Stille vor Gott an erster Stelle steht.
Der Zuschauer wird bereits in der ersten Einstellung Zeuge, wie ein Mönch in seiner Zelle dieses Gespräch mit Gott sucht. Dieser Film bietet außer den Tönen und Geräuschen, die in der Grande Chartreuse, dem Kloster in den französischen Alpen, selbst entstehen, nichts als die Stille. Man sieht einem alten Mönch zu, wie er ein Gewand für einen neuen Mitbruder zuschneidet. Man hört nichts außer dem Geräusch der Schere, wie sie den dicken weißen Wollstoff durchschneidet.
Die Glocke, die den Tagesablauf der Gemeinschaft strukturiert und die Brüder zu den Gebetszeiten ruft, ist allerdings häufiger zu hören. Auch lauscht man dem einstimmigen Chorgesang der Brüder. Man sieht ihnen zu bei ihren täglichen Verrichtungen, beim Bestellen eines Beetes im Frühling, wenn das Schmelzwasser vom Dach tropft, beim Reparieren einer Wasserleitung oder beim Vorbereiten einer Mahlzeit, beim Essen ebenso wie beim gemeinsamen Spaziergang, bei dem dann auch die Unterhaltung untereinander erlaubt ist.
Der Film durchschreitet in den 160 Minuten einen Jahreskreis: Winter, Frühling Sommer und Herbst im Gebirge kann man aus der Perspektive jener Männer miterleben, die bis zum Ende ihrer Tage in dieser Gemeinschaft leben wollen.
Einige der Brüder schauen dem Betrachter in die Augen. Diese Augenblicke verraten etwas vom ständigen Bemühen, Gott den ersten Platz im Leben zu lassen und das zu suchen, was wirklich zählt. Gegen Ende des Films spricht ein alter Mönch freimütig davon, dass er keine Angst vor dem Tod habe, denn dann komme er ja wieder zu Gott und dieser Gott sei die Liebe.
In den gut drei Stunden, die der Film dauerte, war es auch in der Rehmer Kirche ganz still. In der Pause und nach dem Film nutzten viele Besucher die Möglichkeit, am Taufstein der Kirche in der Stille eine Kerze anzuzünden und zu beten. Wahrlich eine denkwürdige »Stille Nacht«.

Artikel vom 05.12.2006