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Gericht ahndet
Messerattacke

Freiheitsstrafe mit Bewährung


Enger/Herford (cl). Auf Messers Schneide stand die Freiheit der 57 Jahre alten gebürtigen Leningraderin Valentina R. (Namen geändert). Sie hatte am 24. Mai 2006 im gemeinsamen Haus in Enger mit mehr als zwei Promille Alkohol im Blut ihren 63-jährigen körperbehinderten Ehemann Bruno mit einem Messer attackiert.
Bei einem mehrere Stunden währenden Streit war der Mann durch einen tiefen Stich mit einem Fleischermesser schwer verletzt worden. Die Klinge drang bis in den Bauchraum ein, verfehlte Leber, Milz oder Darm. Das Schöffengericht verurteilte die Angeklagte nach fünf Monaten U-Haft und sechs Wochen in Lippstadt-Eickelborn zu 21 Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung. Es sprach auch die Unterbringung in eine Erziehungsanstalt aus, setzte diese aber mit erheblichen Bedenken zur Bewährung aus.
Staatsanwalt Hans-Dieter Heidbrede hatte die Unterbringung zum Eigenschutz der Angeklagten ebenso befürwortet wie der sachverständige Psychiater aus Bethel. Schließlich sei Valentina R. 1984 kurz nach ihrer Übersiedlung unter Alkohol mit einem Messer auf ihren ersten Ehemann losgegangen.
Die studierte Ingenieurin kam durch die männlichen Berufskollegen zum Alkohol, in Deutschland wurden Entziehungsversuche abgebrochen, trotzdem gab es lange »trockene« Phasen, aber auch mehr Rückfälle, als die Angeklagte einräumen mochte. Verteidiger Dr. Holger Rostek verwies immer wieder auf das »jetzt geschnürte Paket«: Die Scheidung läufe, ein befreundetes Ehepaar kümmere sich um Valentina R. und habe eine Wohnung in Herford besorgt. Seine Mandantin sei bereit, eine ambulante therapeutische Behandlung bei der Diakonie aufzusuchen.
Sorgen machte allen Prozessbeteiligten die ursprüngliche Aussage »ich brauche keine Therapie, ich bin stark genug.« In der 19 Jahre dauernden Ehe kam es unter Alkohol zu Gewaltexzessen der Frau gegen ihren Mann oder Kleidung und Einrichtungsgegenstände. Auslöser am Tattag: Der Kater war überfahren worden, Ehemann Bruno zeigte laut der Angeklagten zu wenig Mitgefühl.

Artikel vom 06.12.2006