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Startschuss fällt für Knabenchor

Gütersloh soll Kompetenzzentrum werden - erste Probenphase beginnt im Januar

Gütersloh (joz). Obwohl die Tradition der durch ihre stimmliche Lauterkeit begehrten Knabenchöre mindestens bis ins Barock und die Renaissance zurückreicht, existieren derartige Ensembles in OWL schon länger nicht mehr. Noch gibt es keinen neuen, aber am 8. Januar soll der Knabenchor Gütersloh im Haus der Kirche im Verbund mit den Leitern Ernst Leopold Schmid und Sigmund Bothmann gegründet werden.

Dies sollte nicht nur als hochtrabende Idee des selber im Knabenalter mit den Regensburger Domspatzen singenden Bothmann oder des fachlich kompetenten Direktors der Landesmusikakademie NRW, Schmid, geschweige denn als elitäre Sonderveranstaltung missverstanden werden. Zumal es sich ja auch so verhält, dass die meisten Kinder - und vor allem Jungen - einerseits immer mehr durch neue Medien ausgehöhlt und andererseits immer weniger mit eigenem Gesang erfüllt sind. Und so kann sich das Angebot eines Knabenchors notwendigerweise nur an den gesamten männlichen Nachwuchs vom 6. Lebensjahr bis zum Stimmbruch richten und betrifft nicht nur eine Elite.
Dass es am Anfang des 20. Jahrhunderts »eine Jugendsingbewegung« gab, jedoch seit dem Krieg »in den meisten deutschen Familien so gut wie gar nicht mehr gesungen« wird, rief Schmid ins Bewusstsein und unterstützte Bothmanns Ansatz, in die Grundschulen zu gehen um die Buben da abzuholen, wo sie gerade sind. Warum jedoch ein Knabenchor und nicht die möglicherweise intensivierte Fortführung bisheriger Kinderchöre? Neben der traditionellen Prägung der bis in zahlreiche Kompositionen hinein gewahrten hohen Qualität des Knabenensembles - die drei Knaben in Mozarts Zauberflöte oder die Knabenchorparts in Bachkantaten seien nur erwähnt - gibt es auch einen ganz profanen Grund, der jedoch ernst genommen wird. Als Bothmann mit dem Kinderchor begann, fand er ein Verhältnis von einem Jungen zu zehn Mädchen vor. Mittlerweile steigerten sich dies auf durchschnittlich eins zu 3,5. Nach wie vor wird jedoch ein stimmliches Gleichgewicht angestrebt.
Aus seinen Erfahrungen als langjähriger Fachbereichsleiter, Chorleiter und Gesanglehrer der Musikschule Mannheim sowie nach zehn Jahren als Chordirektor des Tölzer Knabenchores konnte Schmid berichten, dass sich die vorpubertären »Jungen in den Chören eher von den Mädchen weg als zu ihnen hin« entwickelten. Der Stärkung einer Sängerknabensolidarität entgegenkommend, projizierte auch Bothmann den notwendigen Stolz eines Knabenchorsängers etwa gegenüber einem Mitglied des FC Gütersloh mit folgenden Worten: »Ich bin im Knabenchor. Ich sang am Sonntag mein Solo vor 800 Zuhörern in der Stadthalle«, könnte schon im nächsten Herbst nach einem ersten Konzert die Runde machen. 80 Chormitglieder hoffen der Kirchenmusikdirektor sowie der mit ihm schon lange zusammenarbeitende Schmid für die vierwöchige Probenphase ab dem 8. Januar, 15.30 bis 16.30 Uhr, und anschließend mit zwei Proben pro Woche, montags, 15.30 bis 16.30 Uhr, und mittwochs, 16 bis 17 Uhr, im Haus der Kirche, Kirchstraße 10 a, willkommen zu heißen. Unter der Trägerschaft des Vereins Knabenchor Gütersloh mit dem Vorsitzenden Dr. Siegfried Luther und der Förderung von Bertelsmann AG, Bertelsmann-Stiftung, Miele-Stiftung, Nobilia, Sparkasse und der Evangelischen Kirchengemeinde sowie mit projektbezogener Unterstützung der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg werden die Sängerin Christine Bohnenkamp als Gesangslehrerin und Elena Holzheimer vom Bachchor als deren Assistentin eingestellt. Ein ganzes Chorkompetenzzentrum ist zudem für Gütersloh in Planung.
Anmeldungen können schriftlich an Knabenchor Gütersloh, Kirchstraße 10 a, 33330 Gütersloh, Kantorbuero@ekgt.de oder als Fax an 0 52 41/2 22 92 71 gesendet werden.

Artikel vom 05.12.2006