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Adventsklänge im Zeichen Europas

Obernbecker Kantorei sowie Kinder- und Jugendchöre begeistern in Christuskirche

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Löhne-Obernbeck (LZ). Musik von Händel, Charpentier und dem diesjährigen Geburtstagskind Mozart standen auf dem Programm im Obernbecker Adventskonzert. Kantorin Elvira Haake leitete die Kantorei sowie die Kinder- und Jugendchöre Obernbeck. Zusammen mit dem Orchester »Concerto Löhne-Obernbeck« und vier Gesangssolisten wurde unter festlichem Jubel die Ankunft des Messias gefeiert.

Den Komponisten Marc-Antoine Charpentier kannten sicherlich die wenigsten Zuhörer. Dabei ist das Prélude zu seinem »Te Deum« ein wahrer Hit, denn seit 1953 ist der Beginn des orchestralen Vorspiels als Indikativ der »Eurovision« bekannt.
Trompeten, Pauken, Holzbläser und Streicher - mit dieser brillanten Orchesterbesetzung begann das Konzert am ersten Advent in Obernbeck. Elvira Haakes selbstbewusstes Dirigat war federnd leicht, und dieser Gestus übertrug sich auf die Orchestermusiker.
Die achtsätzige Prosadichtung Charpentiers ist textausdeutend auf Solisten und Chor verteilt. Wahrhaft majestätisch gestaltete die Obernbecker Kantorei den Gesang über die göttliche Macht und Herrlichkeit. Im sich anschließenden Terzett von Alt, Tenor und Bass verzierte Tenor Carsten Lau die Textstelle »patrem immensae majestatis« sehr gekonnt.
Die in Charpentiers Komposition effektvoll eingesetzten Querflöten brachten eine typisch französische Barocknote nach Löhne. In strahlendem D-Dur und mit großem Chor- und Solisteneinsatz endete das Werk.
Die Solo-Motette »Exultate, Jubilate« des 17-jährigen Mozart erfreut sich größter Beliebtheit, ist aber wegen ihrer waghalsigen Stimmführung von Sängerinnen ebenso gefürchtet. Sopranistin Kirsten Iltgen-Tiemann beeindruckte im ersten Satz durch ihren gewaltigen Stimmumfang. Das »Concerto Löhne-Obernbeck« unterstützte durch seinen warmen Orchesterklang, den es auch an leisen Stellen nicht aufgab. Obwohl Mozart die Gesangsstimme als virtuoses Soloinstrument behandelt, nahm Iltgen-Tiemann die Gesangskoloraturen leicht und beendete den ersten Satz mit einer atemberaubenden Solokandenz.
Die im langsameren Andante stehende Arie »Tu virginum corona« schafft einen Ruhepunkt in Mozarts jugendlichem Geniestreich. Neben dem seidigen Glanz der gedämpften Streichen gelangen hier vor allem die vielen seufzerdarstellenden Motive und der makellose, lange Triller auf »suspirat«. Nahtlos erfolgte der Übergang ins »Alleluja«, wohl neben der Partie der Königin der Nacht Mozarts berühmteste Sopran-Arie. Jubelnd und ausgelassen gelang der Abschluss, der vom Publikum mit Applaus und Bravo-Rufen gewürdigt wurde.
Mozarts Bearbeitung von Händels »Messias« ist selbst schon wieder ein Stück Interpretationsgeschichte. Hörner, Klarinetten und Flöten ergänzen das von Händel vorgeschriebene Barockorchester. Die Mozartschen Klangvorstellungen werden erstmals in der Tenor-Arie »Alle Tale« offenbar, die sehr gut textverständlich von Carsten Lau vorgetragen wurde.
Im sich anschließenden »Denn die Herrlichkeit Gottes« zeigte sich der wunderbar homogene Klang der Obernbecker Kantorei. Vorzüglich gelang Hildebrand Haake die Trennung zwischen ariosen und rezitativischen Abschnitten im Bass-Accompagnato »So spricht der Herr«. Die lodernden Flammen in der folgenden Bass-Arie erfuhren durch den Einsatz der Flöten effektvolle Unterstützung.
Die Altarie »O du, die Wonne, verkündet in Zion« ist von Mozart reizvoll mit Hörnern und Flöten orchestriert. Sigrid Knollmann überzeugte in der Ausdeutung der Textzeile „Er kommt, dein Gott« mit ihren deutlichen Abwärtsbewegungen.
Trotz des hohen Tempos wirkte der Chor in »Denn es ist uns ein Kind geboren« sehr sicher. Dem abschließenden »Halleluja« wurde durch die Unterstützung des Obernbecker Kinderchores ein besonderer Glanz verliehen und musste wiederholt werden.

Artikel vom 05.12.2006