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Dreisol-Lacke glänzen in vielen Ländern

Erhebliche Investitionen in modernste Technik - Fachmesse dient als Kontaktplattform

Von Wilfried Mattner
Holzhausen (WB). Qualität setzt sich nicht nur durch, sondern behauptet sich auch in der harten Realität des Wirtschaftslebens - ob national oder global. Konzentration auf das Kerngeschäft, dazu Nischen konsequent und mit breiter Brust ausfüllen, das bringt Erfolg. Den Beweis dafür liefert die Dreisol Coatings GmbH & Co. KG in Holzhausen. Und das seit 1910.

Die Firma beteiligte sich an der Paint Expo, der erstmals unter diesem Namen in Karlsruhe organisierten internationalen Fachmesse für industrielle Lackiertechnik, und stellte sich dabei der Konkurrenz von Ausstellern aus ganz Europa. Vorgestellt wurden Lacke aus dem Produktprogramm für den Bereich Metalllackierungen, die allein rund 50 Prozent zum Umsatz beisteuern. Verwendet werden sie im Maschinen- und Anlagenbau, im Nutzfahrzeug- und Stahlhallenbau. Aus dem Hause Dreisol kommen auch Kunststofflackierungen als Beschichtung für Kunststofffenster und Haustürfüllen. Damit wird nicht nur die Kratzfestigkeit der Oberflächen erhöht; sie erhält auch mehr Wetterbeständigkeit, der Farbton bleibt länger original, und die Oberfläche ist besser zu reinigen. Höhere Kratzfestigkeit erhalten auch Möbelfolien, die mit speziellen Lacken industriell beschichtet werden.
Alleiniger »Hecht im Teich« ist Dreisol Coatings auf dem Sektor Papierlacke. Hierbei werden Farbtonkarten beschichtet - Verbraucher kennen die kleinen Farbkärtchen aus Bau- und Heimtexmärkten, wo man sich anhand dieser kleinen Muster spezielle Farben zusammen mischen lassen kann. Auf diesem Sektor ist das Holzhauser Unternehmen nicht nur Marktführer in Europa, sondern einziger Hersteller von Farbtonkartendruckereien weltweit. »Dabei kommt es darauf an, den jeweiligen Farbton mit hoher Genauigkeit auszumischen«, beschreibt Michael Weingärtner (47), Vertriebsleiter und Prokurist, die Anforderungen. Wobei die Entwicklung weg ging von Lack-Mischsystemen für Druckereien und hin zu komplett gemischten Farben. Erst vor kurzem sei ein Auftrag für ICI in den USA abgewickelt worden: Geliefert wurden 100 Kilogramm pro Farbton - 1000 Farbtöne waren es insgesamt. »Sie unterliegen in der Fertigung und bei der Endabnahme sehr engen Toleranzen, um einen höchst realistischen Wiedergabe-Farbton zu erreichen«, betont Weingärtner. Welche Dimension dieser Auftrag hatte, wird an Vergleichszahlen deutlich. In Europa werden für solche Farbtontafeln bis zu 20 Kilogramm benötigt, in Deutschland liegt der Verbrauch bei fünf bis acht Kilogramm. 150 bis 180 Gramm Farblack werden beim Bedrucken einer ein Quadratmeter großen Tafel benötigt.
Um die Kundenwünsche möglichst perfekt erfüllen zu können, hat Dreisol in der Vergangenheit erheblich in Produktions- und Mischtechnik investiert. Rund 1,5 Mio. Euro wurden für die Vollautomatisierung der Abläufe ausgegeben. In Karlsruhe vorgestellt wurden auch Glaslacke, die zum Beschichten von Glasfläche, Glastischen, -türen und Spiegelglas verwendet werden. Diese Produkte laufen nach Weingärtners Angaben besonders gut in Osteuropa, wobei dafür Russland ein ausgezeichneter Markt sei.
Und natürlich seien auch Lack-Neuentwicklungen präsentiert worden. Hier geht es um Ansprüche der industriellen Verwender an die Umweltfreundlichkeit der Produkte aus Holzhausen. Und auch Vorgaben des nationalen Gesetzgebers und der EU müssten erfüllt werden. Ziel sei, den Einsatz von Lösungsmitteln in Lacken mittelfristig deutlich zu reduzieren, um die Entwicklung von Treibhausgasen zu vermeiden. Auf diesem Sektor sind drei Herstellergruppen gefordert:
¥ Produzenten von Bautenlacken und Baufarben,
¥ Automobillackhersteller und
¥ Industrielackhersteller
Bei allen Dreien gewinnen die Produktion von Lacken mit geringem Lösungsmittelanteil und der Umstieg auf Wasser verdünnbare Lacke und Farben immer größere Bedeutung.
Die Paint Expo in Karlsruhe, die alle zwei Jahre vorgesehen ist, versteht sich als Portal für Fachbesucher, die sich über neueste Produkte und Techniken informieren wollen. Der Dreisol-Stand stieß auf große Resonanz: Man war mit fünf Technikern vertreten, um Fachfragen kompetent beantworten zu können. »Gerade auch Mittelständler benutzen diese Messe als Plattform, um internationale Kunden zu erreichen, was sonst nicht so leicht möglich wäre«, nennt Weingärtner einen Vorteil der Beteiligung. So habe Dreisol selbst Kontakt nach Brasilien bekommen. Weingärtner zuversichtlich: »Daraus könnte etwas werden.« Und man habe auch Beziehungen zu einer Firma in Kamerun geknüpft. Konkrete Ergebnisse seien aber aufgrund einer solchen Fachmesse kurzfristig nicht erzielbar: »Dadurch verkaufen wir im nächsten halben Jahr kein Kilo Lack mehr.« Vielmehr bietet die Messe Möglichkeiten für intensive und ungestörte Gespräche.

Artikel vom 06.12.2006