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Nichts geht mehr: FCG
völlig von der Rolle

SOS - Angriffsfußball im Bermuda-Dreieck verschollen

Aus Hüls berichtet Dirk Heidemann
Marl-Hüls (WB). Entsetzen beim Vorstand, Entsetzen bei den Fans, Entsetzen bei Mannschaft und Trainer. Ausgerechnet in der so wichtigen Phase zum Hinrundenende nimmt sich der FC Gütersloh 2000 sein sportliches Tief. »Das war viel zu wenig«, brachte Thomas Stratos das enttäuschende 0:1 (0:1) beim Tabellenschlusslicht VfB Hüls auf den Punkt, das Max Heinrich passenderweise mit einem fulminanten Eigentor ermöglichte.

Die dritte Saisonpleite des FCG bescherte Hüls nach dem Auftaktsieg in Oestrich-Iserlohn erst den zweiten »Dreier« in dieser Spielzeit und somit auch den ersten Erfolg vor eigenem Publikum. Mit einer blutleeren und jegliche Aggressivität vermissenden Einstellung machte es der FCG den aufopferungsvoll kämpfenden Hausherren jedoch auch leicht. Denn mehr als Rennen und Grätschen vermochte der VfB nicht zustande zu bringen - gegen die durch die Bank formschwachen Gütersloher reichte das am gestrigen Sonntag aber allemal aus.
Frappierend beim Gütersloher Katastropenkick am Badeweiher, der für das Münster-Heimspiel am kommenden Sonntag schlimmstes befürchten lässt, war die Tatsache, dass der immer noch Tabellendritte überhaupt kein Angriffsspiel zustande brachte. Kein einziger Ball aus dem Mittelfeld, in dem erneut lediglich Tim Brinkmann zu überzeugen wusste, fand seinen Weg in die Spitze. Vor allem im »Bermuda-Dreieck« zwischen Helge Bittner (rückte für Erdem Cömert in die Anfangself), Renato Bauer und Christian Bienemann verschwand die runde Kugel des öfteren auf mysteriöse Weise. »Steuermann« Marco Antwerpen ließ sich schon frühzeitig ins Mittelfeld zurückfallen, um das Ruder doch noch herumzureißen - immer ein untrügliches Indiz dafür, dass es im Gütersloher Spielaufbau überhaupt nicht läuft.
Dem Zufalls-Kopfball von Brinkmann nach einem Missverständnis zwischen VfB-Torhüter Felix Schwake (kam im Sommer vom SC Wiedenbrück II und feierte gestern sein Oberliga-Debüt) sowie Andreas Beckmann in der 9. Minute folgte im ersten Abschnitt keine nennenswerte FCG-Aktion mehr. Aber auch bei den biederen Hausherren vermochte der Führungstreffer keine Fesseln zu lösen - beide Teams dümpelten vor sich hin. Auf Gütersloher Seite war kein Akteur in der Lage, die Mannschaft mitzureißen. Mit Marinko Miletic war der größte »Leader« bereits nach 24 Minuten mit einer Oberschenkelzerrung vom Platz gehumpelt. »Grottenschlecht«, wertete Präsident Norbert Wöstmann die FCG-Leistung nach 40 Minuten - und suchte vorzeitig die Cafeteria auf. Zuvor hatte Alexander Kuschmann mit einem Reflex gegen Hasan Fidan (33.) sogar das Hülser 2:0 verhindert.
Im zweiten Durchgang wechselten Dirk Flock (jetzt links) und Daniel Barton (rechts, kam für Miletic) die Außenbahnen. Und es schien, als könnte sich der FCG aufbäumen. Antwerpen setzte in der 48. Minute nach der ersten (!) Gütersloher Ecke einen platzierten Kopfball auf das VfB-Tor, den Schwake glänzend mit einer Hand parierte. Doch schon war es mit der Herrlichkeit wieder vorbei. Hüls, weiter wie ein Absteiger, ließ noch zwei Schüsschen von Marcel Olschewski ab (66./69.), ehe der ebenfalls wie ein Absteiger agierende FCG mit Erdem Cömert und Kurtulus Öztürk (für die Totalausfälle Bittner und Bauer) zur Schlussoffensive blies.
Ein einziges Mal ließen die Gäste spielerische Klasse aufblitzen, als Cömert Barton bediente und der zu Bienemann passte. »Bienes« Lupfer senkte sich jedoch knapp neben dem linken Pfosten ins Toraus. Viel zu wenig für einen Klub, der ernsthafte Aufstiegsambitionen hegen möchte. Antwerpens Frustschuss ans Lattenkreuz (82.) beendete den tristen, grauen und verregneten Nachmittag am Hülser Badeweiher.

Artikel vom 04.12.2006