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Furiose Verler - Oberaden tauchte unter

Handball-Gipfeltreffen: Bärenstarke zweite Halbzeit brachte schnell die Wende - Toller Plexnies

Verl (cas). »Heute lassen wir die Sau raus«, krächzte ein überglücklicher Trainer Jens Freier nach dem Triumph. Und in der Kabine ging das Feiern schon los: Immer wieder schmetterten die stimmgewaltigen Verler Handballer unter »Chorleiter« Phillip Meßling (mit Megaphon) ihr Siegeslied, bevor es zur Flur-Polonaise rausging.

Den feucht-fröhlichen Abend hatte sich das tolle Team auch redlich verdient: Dank einer phänomenal starken zweiten Halbzeit pustete der TVV im Verbandsliga-Gipfeltreffen SuS Oberaden mit 30:23 (12:13) vom Parkett und hat nun zum Spitzenreiter nach Punkten aufgeschlossen. Der überraschend deutliche Sieg könnte sich zusätzlich positiv für Verl auswirken, sollte am Ende der Saison der direkte Vergleich entscheiden.
Dass Oberaden am Samstag so untergehen würde, danach sah es in der ersten Halbzeit gar nicht aus. »Wir waren noch zu nervös«, suchte Freier nach einer Erklärung für die verkrampften ersten 30 Minuten. Verl fand da einfach nicht zu seinem Rhythmus und Olaf Voss nicht den Kasten: Jeder Wurf des Routiniers ging zunächst daneben, auch Torjäger Meßling tat sich schwer. Dafür aber traf Jasmin Gojacic umso besser: Er erzielte bis zur Pause die mit Abstand meisten »Buden«, verhinderte somit einen höheren Rückstand und hielt seine wackelnde Mannschaft weiter im Spiel.
»In der Halbzeit hat uns Howie gesagt, dass wir ruhig bleiben sollen«, berichtete Phillip Meßling später. Wie umgewandelt kamen er und seine Mitstreiter nach dem Pausenplausch aus der Kabine, sorgten schon relativ früh für klare Verhältnisse: Angefeuert von dem gerade erst gegründeten Fanclub »Geile Schlangen«, den Ehefrauen und Freundinnen der Spieler aus der Taufe gehoben haben, war die Partie praktisch schon nach 45 Minuten entschieden. Da lag der wie im Rausch auftrumpfende TVV gegen die sich aufgebenden Gäste uneinholbar mit 23:17 in Front. Plötzlich war auch bei Meßling der Knoten geplatzt, der vorher noch auf der Bank »Es ist zum Ko...« geflucht hatte.
So ähnlich müssen dann auch die SuS-Akteure gedacht haben, als der lange Bad Oeynhausener ihnen ein Tor nach dem anderen einschenkte. »Wenn Phillip sich mehr bewegt und läuft, macht er auch seine Treffer«, freute sich Freier über die Leistungssteigerung seines Schützlings. Am Umschwung war indes auch der Mann zwischen den Pfosten maßgeblich beteiligt: Dirk »Schimmel« Plexnies begeisterte im Gegensatz zu seinem SuS-Kollegen Beckmann mit zahlreichen Prachtparaden, warf sich mutig in die schärfsten Schüsse.
Dabei gab es eigentlich keinen zwingenden Anlass, die Torhüter zu tauschen: Norman Kern machte seine Sache im ersten Durchgang keinesfalls schlecht. Dementsprechend seine Reaktion. »Ich bin sauer«, ließ er seinen Trainer beim Wechsel wissen. Freiers witzige Antwort: »Das finde ich geil!«. Doch Kern musste dann einsehen, dass der Coach mit der Torwart-Entscheidung pro Plexnies goldrichtig lag. »Der Dirk hielt heute fast alles, wobei er mindestens sieben Bälle mit seinem dicken Bauch abgewehrt hat«, juxte Phillip Meßling. Ein dicker Dirk? Von wegen! Stolz klopfte Power-Plexnies auf seine angebliche Plautze und grinste: »Knallhart, alles nur Muskeln.«
Die Muskeln lässt jetzt auch seine Mannschaft spielen - so schafft Verl den Oberliga-Aufstieg bestimmt, zumal die Klatsche dem Mitkonkurrenten aus Oberaden einen moralischen Knacks versetzt haben könnte. »Wir haben uns diesen Erfolg hart erarbeitet, aber wir dürfen nicht locker lassen. Die Liga ist recht ausgeglichen, verlieren kann man überall«, weiß Jens Freier, dass der Weg zur Oberliga noch weit und beschwerlich ist. »Das war ein toller Handball-Nachmittag. Die Truppe ist jetzt zusammengewachsen. Für mich hat auch Fabian Diekmann eine ganz starke Partie geboten«, lobte Abteilungsleiter Andreas (»Gunnar«) Guntermann den oft verkannten Flügelspieler.
Und Teammanager Jochen Kreft, der auf der Tribüne die Sirene heulen ließ, dankte dem fleißigen Trainergespann: »Jens und Maik Ewers leisten zusammen glänzende Arbeit.« Die soll sich auch am nächsten Samstag auszahlen: Dann steigt das Knaller-Derby gegen die HSG Gütersloh.

Artikel vom 04.12.2006