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Von Michael Robrecht

Höxteraner
Aspekte

Neue Konzepte sichern Standort


Immer weniger Arbeitnehmer nehmen Bildungsurlaub in Anspruch oder buchen in den Weiterbildungseinrichtungen im Kreis Höxter Fortbildungsseminare. Immer häufiger wird Arbeitnehmerweiterbildung (durch die dünnen Personaldecken in den Unternehmen) abgelehnt, und immer seltener wird dieser Anspruch (durch Angst vor Arbeitsplatzverlust) überhaupt vom Beschäftigten zum Thema gemacht. Nicht einmal zwei Prozent der Arbeitnehmer nutzen laut IG Metall heute noch ihr Recht auf Bildungsurlaub. Angesichts von vier Millionen Arbeitslosen erscheint das Antragschreiben vielen als nicht mehr opportun. »Der Druck in den Betrieben ist groß«, sagte Jürgen Voß vom Verein Weiterbildung kürzlich in einem TV-Interview. Viele hätten Angst, beim Chef oder den Kollegen auf Unverständnis zu stoßen, wenn sie Bildungsurlaub/Fortbildungen beantragen. Dazu kommt noch, dass Betriebe ihre Weiterbildung heute oft selbst intern organisieren.
Das war alles einmal ganz anders. Die Weiterbildungsstätten im Kreis Höxter kennen den Spar-Trend nun schon bereits seit Jahren. Er schlägt sich in den Übernachtungszahlen inzwischen sehr stark nieder. Das gilt oder galt für das Friedrich-Wilhelm-Weberhaus in Nieheim genau so wie für Einrichtungen wie die Werner-Bock-Schule Drenke, die Auslandsgesellschaft Willebadessen oder auch die Katholische Landvolkshochschule. Viele haben von Seminaren gelebt, jetzt müssen sie umdenken.
Beispiel Weberhaus Nieheim. Die neue Hausleitung gibt offen zu, dass ihre Stammklientel - gerade aus dem Fortbildungsbereich - wegbricht. Und Weiterbildungskurse auf private Rechnung können und wollen sich viele nicht leisten. Was liegt da näher, als völlig neue Kursangebote statt der herkömmlichen Seminarthemen anzubieten, um neue Besucher zu erreichen. Freizeit, Urlaub und Lernen: Gerade wir im Kreis Höxter mit unserer herrlichen Landschaft, mit Urlaub- und Kulturangeboten im Übermaß, können die Kombination Seminarangebot/Freizeit ansprechend koppeln. Wer das nicht nutzt...
Angesprochen werden könnten Gäste aus ganz Deutschland, die nicht so einen dicken Geldbeutel haben, die sich Vier-Sterne-Wellness nicht leisten können, die aber durchaus gerne Gebiete wie das Weserbergland besuchen. Während das Nieheimer Weberhaus das neue Konzept in den stillen Wochen zum Jahresende noch entwirft, hat die Familienerholungsstätte in Schloss Gehrden »Nägel mit Köpfen« gemacht und beginnt mit einem millionenschweren Umbau des alten Klosters, um sich völlig neue Gästegruppen zu erschließen. Frei nach Michail Gorbatschow heißt es auch hier: »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben«. Egal, ob Kolping-Einrichtung Nieheim, Landvolkshochschule Hardehausen oder IG Metall-Haus Drenke. Die Sorgen sind alle sehr ähnlich. Und wer jetzt nichts tut, der ist in ein paar Jahren nicht mehr am Markt vertreten.

Artikel vom 02.12.2006