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Von Rüdiger Kache

Paderborner
Perspektiven

Auf ins Adventsgetümmel


Einigkeit macht stark und hilft, selbst lange Durststrecken zu überbrücken. Die Paderborner Kaufmannschaft hat es in den vergangenen Jahren verstanden, trotz erstarkter Mitbewerber an der Peripherie das Oberzentrum attraktiv zu halten und sogar noch kräftig an Kaufkraft zuzulegen aus dem weiten Umland. Mit diesem Zustrom an Kunden steht die Paderstadt sogar einzigartig in Nordrhein-Westfalen. Unbestritten hat die Düsseldorfer Königstraße exklusivere Geschäfte und auch die Kölner Hohe Straße zieht nachweislich mehr Touristen an.
Aber für die Menschen aus dem angrenzenden Hochsauerlandkreis, aus dem Hochstift, dem Kreis Soest und natürlich für die Kommunen im Kreis steht die Paderborner City so hoch im Kurs, dass ihr das renommierte Handels-Journal, das Wirtschaftsmagazin für den deutschen Einzelhandel, mit einer Zentralitätskennziffer von 151 unter allen NRW-Groß- und Mittelstädten die Krone aufsetzt. Weit abgeschlagen dahinter Bielefeld, Minden, Herford oder gar Detmold. Die Zentralitätskennziffer gibt an, wie hoch der Anteil auswärtiger Kunden am Paderborner Einzelhandelsumsatz ist. Das Umfrageergebnis des Handels-Journals sollte nicht nur die Kaufleute stolz machen. Es müsste auch die Politik noch einmal aufrütteln. Wer von außerhalb nach Paderborn kommt, braucht hervorragende Parkplätze und gute Anbindungen. Vieles - vom Parkleitsystem bis zum Handy-Parken - wurde bereits geschaffen. Vielleicht gibt es aber noch etwas zum Feilen am Konzept.
Nur wer stressfrei (auch als älterer oder weniger erfahrener Autofahrer) in unmittelbare Nähe zur Fußgängerzone kommt und dort ohne viel Herumgekurbel leicht einparken kann, bleibt ein Stammkunde. Der passende Zuschnitt der Infrastruktur ist ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor, der in Paderborn offensichtlich schon gut umgesetzt wurde und allen Forderungen von so genannten Verkehrsberuhigern klar die Rote Karte zeigt. Ein weiteres Plus Paderborns gegenüber den großen Großstädten ist das Preisgefüge für die Parkplätze. Hier hat der ASP gezeigt, dass man nicht ganz tief in die Taschen der Kunden greifen muss, um dennoch auskömmlich zu leben.
Zur Weihnachtszeit kann die festlich geschmückte Bischofsstadt mit dem einzigartig beleuchteten Domturm noch weitere Höhepunkte setzen: Diesmal sind es die kleinen und mittleren Städte, unter denen Paderborn mit Rang zehn unter den schönsten Weihnachtsmärkten punkten kann. Dies jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Dr. Gunther Bamler von der Fachhochschule Südwestfalen. der Chef des Institutes für vergleichende Städtemarktforschung ließ seine Studenten ausschwärmen in vorzugsweise nordrhein-westfälische Innenstädte, wo sie 11 000 Kunden befragten. Stichprobenartig wurde auch über unser Bundesland hinaus geprüft, so dass Prof. Bamler seiner Studie durchaus repräsentativen Charakter für die Bundesrepublik beimisst.
Und da schaffte Paderborn die Nummer 10 unter den Weihnachtsmärkten. Weil es hier nicht etwa ein »Partyzelt für Glühweinkampftrinker« gibt, sondern seit der Verlagerung auf dem Domplatz einen heimeligen Weihnachtsmarkt, eben klein, aber fein. Der größte Fehler, so Prof. Bamler, sei es, solche Märkte aus historisch gewachsener Umgebung herauszulösen. Und Preisgefüge, Freundlichkeit, Angebot und Umfeld stimmen laut Studie auch. Na also, wieder einmal gut gemacht, Paderborn.

Artikel vom 02.12.2006